Wohnungsnot
Strategie des Kantons Zug wirkt zu zögerlich
Mit einem zu gründenden Ausbildungsverbund will der Kanton die Betriebe unterstützen, zusätzliche Ausbildungsplätze zu schaffen. Foto: AdobeStock
Die Ausbildungsverpflichtung, welche mit der Annahme der Pflegeinitiative eingeführt werden soll, stellt eine Herausforderung für verschiedene, vor allem kleinere Leistungserbringer im Gesundheitsbereich dar. Ein Ausbildungsverbund soll Abhilfe schaffen.
Am 28. November 2021 wurde die Initiative «Für eine starke Pflege», die sogenannte Pflegeinitiative, vom Volk mit einem Ja-Anteil von 61 Prozent angenommen. Diese verlangt die Anerkennung und Förderung der Pflege als wichtigem Pfeiler der Gesundheitsversorgung durch Bund und Kantone. Insbesondere sollen beide dafür Sorge tragen, dass genügend diplomierte Pflegefachpersonen ausgebildet werden.
Der Bund hat die Umsetzung des Verfassungsartikels in zwei Etappen unterteilt: Die 1. Etappe beinhaltet eine Ausbildungsoffensive, um die Zahl der ausgebildeten Fachpersonen in den Pflege-Berufen zu erhöhen. In einer zweiten Etappe werden die weiteren Forderungen der Initiative angegangen, wozu insbesondere die Arbeitsbedingungen, die Möglichkeit der beruflichen Entwicklung und die angemessene Abgeltung der Pflegeleistungen gehören.
Die Ausbildung einer ausreichenden Anzahl von Pflegefachpersonen bleibt auch mit dem neuen Verfassungsartikel (117b) weiterhin in der Zuständigkeit der Kantone. Daraus folgt, dass die Kantone verpflichtet werden, die Anzahl Nachwuchs- und Fachkräfte in den Pflegeberufen zu erhöhen.
Mit den neuen rechtlichen Grundlagen wurde eine Ausbildungspflicht für die Akteure im Gesundheitsbereich festgeschrieben. Diese betrifft im Kanton Zug neben Pflegenden auf Tertiärstufe (HF) auch solche auf Sekundarstufe II (Fachfrauen/-männer EFZ). Die Ausbildungsverpflichtung funktioniert nach dem dualen Prinzip von Zusatzbeiträgen an die Betriebe bei Übererfüllung der geforderten Ausbildungsleistung bzw. Ersatzabgaben bei Minderleistung.
Erst ab 2027 müssen die Ausbildungsvorgaben je Betrieb zu 100 % erfüllt sein. Aber auch bei stufenweiser Einführung der Ausbildungsverpflichtung stellt diese für verschiedene, vor allem kleinere Betriebe eine grosse Herausforderung dar, insbesondere hinsichtlich der geforderten Ausbildungssituationen und -kompetenzen, der notwendigen Ausbildungskapazitäten und den zur Verfügung stehenden und in Zukunft benötigten Personalressourcen. Die Situation zeigt sich innerhalb der verschiedenen Versorgungsbereiche Akutpflege, Langzeitpflege und Spitex äusserst heterogen: Während einzelne Betriebe deutlich übererfüllen, bilden andere deutlich zu wenig Studierende und Lernende aus.
Mit einem zu gründenden Ausbildungsverbund will der Kanton die Betriebe unterstützen, zusätzliche Ausbildungsplätze zu schaffen. Zug verfügt über langjährige Erfahrung mit Lehrbetriebsverbunden und hat die Gründung einiger heute noch bestehender Institutionen initiiert, zum Beispiel bildxzug und BildungsNetz Zug. Frau Landammann und Volkswirtschaftsdirektorin Silvia Thalmann-Gut ist überzeugt von der Idee für Pflegeberufe: «Mit der Schaffung eines Ausbildungsverbunds werden einerseits neue Ausbildungsplätze generiert und andererseits interessierte Personen für die Ausbildung im Gesundheitsbereich gewonnen.»
Da der Zweck eines zu bildenden Ausbildungsverbunds die Schaffung neuer Ausbildungsplätze ist, erweisen sich Konzept und Struktur von bildxzug als ideal für einen Verbund im Pflegebereich. Der Kanton hat bildxzug deshalb mit der Ausarbeitung eines Konzepts zur Ausbildung von Pflegefachpersonen (HF Pflege) und Fachfrauen/-männer EFZ im Verbund sowie mit der Erhebung des Bedarfs bei den Leistungserbringern beauftragt.
Im Zuge der Arbeiten wurde klar, dass der Bedarf an einem Ausbildungsverbund in den Pflegeberufen vorhanden ist. Gesundheitsdirektor Martin Pfister sieht nur Vorteile in einem Ausbildungsverbund: «Der Ausbildungsverbund leistet einen wichtigen Beitrag zur Deckung des Fachkräftebedarfs im Gesundheitsbereich. Er bietet ein neues Ausbildungsmodell für Betriebe, Studierende und Lernende an und erleichtert es vor allem kleineren Betrieben, ihre Ausbildungsverpflichtung zu erfüllen.»
Am 10. Juni 2024 haben Silvia Thalmann-Gut und Martin Pfister grünes Licht für die Weiterführung des Vorhabens gegeben. Das Amt für Berufsbildung wird ermächtigt, bildxzug mit der Weiterführung und Umsetzung des Projekts Lehrbetriebsverbund Pflegeberufe zu beauftragen. Details, wie z. B. die Anzahl Ausbildungsplätze, werden im Laufe des Projekts definiert. Dabei sollen keinesfalls bestehende Ausbildungsbetriebe motiviert werden, ihr selbständiges Ausbildungsengagement aufzugeben. Das Angebot soll insbesondere Betrieben zur Verfügung stehen, welche nicht oder nur mit hohem Aufwand selbständig ausbilden können. Zudem sind sich alle Akteure darin einig, dass der Qualität der Ausbildung trotz Steigerung der Quantität höchste Aufmerksamkeit geschenkt werden muss.
UG
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