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Lea Büchl aus Zug hat die neuen Jasskarten gestaltet. So können in Zukunft auch Königinnen und Underinnen Trumpf sein. Foto: zvg
Jassen ist der Schweizer Nationalsport, bei Männern wie Frauen. Die Deutschschweizer Jasskarten bestehen aber nur aus männlichen Personen. Lea Büchl aus Zug und zwei Kolleginnen haben jetzt ein Jass-Set mit beiden Geschlechtern geschaffen.
Wenn es draussen kalt ist und schneit, kommen in den Gaststuben vermehrt Fondue und Raclette auf den Tisch – und nachher wird traditionell ein Jass geklopft. Der Schweizer Nationalsport ist seit jeher bei Männern und Frauen gleichermassen beliebt. Während beim deutschen Skat und bei den französischen Jasskarten Damen mitmischen, sind die Deutschschweizer Personenkarten rein männlich bestimmt: König, Ober und Under. Das soll sich ändern. Lea Büchl, Illustratorin und Grafikerin aus Zug, hat ein Deutschschweizer Jass-Set gestaltet, das neu auch Königinnen, Ober- und Underinnen enthält – in Bild und Schrift.
Im Vordergrund steht dabei nicht die Genderdebatte. «Mich haben beim Durchsehen der Karten primär formale Unstimmigkeiten gestört, gestalterisch wirken sie aus heutiger Sicht etwas verstaubt», erklärt Lea Büchl. Beim Schellen König zum Beispiel sei die Schelle so gross, dass die Beschriftung kaum Platz habe. «Und auf allen König-Karten gab es viel unnötiges Drumherum wie Borten oder Ähnliches», sagt die Zuger Illustratorin.
Dass neu auch Frauen die Personenkarten schmücken, hat eine Vorgeschichte. «Vor zwei Jahren wurde ich angefragt, zum 50-Jahr-Jubiläum des Schweizer Frauenstimmrechts ein Spezial-Jass-Set mit rein weiblichen Personenkarten zu kreieren», erklärt Lea Büchl. «Das ist auf grossen Anklang gestossen.» So sei sie auf den Gedanken gekommen, auch die herkömmlichen Deutschschweizer Jasskarten dem Zeitgeist anzupassen. «Aber eben gleichberechtigt, mit allen Geschlechtern.»
Des Weiteren hat die Zuger Grafikerinnen die einzelnen Karten, wie bei den Königen beschrieben, entstaubt, durch das Anpassen von Rahmen Platz für Beschriftungen geschaffen und für eine bessere Lesbarkeit grössere Zahlen verwendet. Die Personen sehen alle ein wenig aufgefrischt und freundlicher drein, mit Gesichtern, «welche die Vielseitigkeit unserer Gesellschaft abbilden.»
Ansonsten habe sie sich vom Stil her nahe ans Original gehalten, sagt Lea Büchl. «Mir war wichtig, dass die Jasskarten visuell immer noch vertraut wirken, verbinden wir doch alle Tradition und Erinnerungen bis in die Kindheit mit ihnen.» Und dennoch: Einige zeitgemässe Anpassungen hat sich die Illustratorin erlaubt. So hält beispielsweise der Schilten Under nicht mehr Brief und Feder, sondern ein Smartphone in der Hand. Auch auf anderen Karten regen leicht veränderte Details zum genauen Hinschauen und Schmunzeln ein.
Lea Büchl betreibt das Jasskarten-Projekt zusammen mit ihren zwei Kolleginnen Julia Hochuli aus Bern und in Baar aufgewachsen und Noemi Fraefel aus Zürich, die inhaltlich, organisatorisch und bei der Vermarktung mitwirken. Alle drei kennen sich von der gemeinsamen Mitarbeit im Stapferhaus in Lenzburg, wo Ausstellungen zu Gegenwartsthemen gezeigt werden.
Die drei Frauen haben die Jasskarten-Kreation selbst finanziert. Mittels eines Crowdfunding auf der Plattform «wemakeit.com» sammeln sie noch bis Mitte Dezember Geld, um einen Teil der Kosten für die aufwendige Gestaltung wieder einzuspielen und die Promotion des Produkts anzustossen. 2000 Jasskartensets sind in reiner Schweizer Produktion entstanden. Wer das Crowdfunding unterstützt, erhält als Erstes eines der neuen Sets.
Lea Büchl, die sich selbst als mittelmässige Jasserin bezeichnet, hat im September mit der Gestaltung der neuen Jasskarten begonnen. «Ich musste schon ein wenig Gas geben, wir wollten das Set ja vor Weihnachten fertigstellen, weil es sich perfekt als Geschenk eignet.»
Deutschschweizer Jasskarten sind in der Ost- und Zentralschweiz sowie im Kanton Zürich und Teilen des Aargaus Trumpf. Ennet der Reuss, also im restlichen Mittelland, in der Romandie, aber auch in Basel, im Tessin und entlang des Bodensees im Thurgau wird mit französischen Karten gespielt. «Ich bin schon drauf angesprochen worden, ob ich die französischen Karten nicht auch anpassen will», sagt Lea Büchl mit einem Lachen. «Es ist sicher eine Überlegung wert. Aber für den Moment brauche ich eine Jasskartenpause.»
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