Wohnungsnot
Strategie des Kantons Zug wirkt zu zögerlich
Zug und Baar verzeichnen die grösste Zunahme an Beschäftigten. Foto: rc
Ende 2022 wurden im Kanton Zug 128’379 Beschäftigte gezählt, 6’104 mehr als im Vorjahr. Der Zuwachs um fünf Prozent ist wie im vergangenen Jahr deutlich höher als der gesamtschweizerische Durchschnitt (2,6 %).
Die publizierten Zahlen der Statistik der Unternehmensstruktur (STATENT) des Bundesamtes für Statistik (BFS) zeigen, dass die Zahlen von Betrieben (+3,0 %), Beschäftigten (+5,0 %) und Vollzeitäquivalenten (+5,8 %) im Kanton Zug 2022 überdurchschnittlich stark gestiegen sind. Alle drei Wachstumsraten liegen deutlich über den durchschnittlichen Zuger Wachstumsraten seit Einführung der STATENT im Jahr 2011. Im Durchschnitt der Jahre seit 2011 wuchs die Zahl der Betriebe um 1,7 Prozent, jene der Beschäftigten um 2,3 Prozent, und jene der Vollzeitäquivalente (100 % besetzte Arbeitsplätze) um 2,5 Prozent.
Das Wachstum bei den Beschäftigten fällt 2022 auch stärker aus als dasjenige der Bevölkerung: Die Zuger Bevölkerung wuchs im selben Jahr nur um ein Prozent. Ein Umstand, der vom Regierungsrat im Auge behalten wird, wie Frau Landammann und Volkswirtschaftsdirektorin Silvia Thalmann-Gut erklärt: «Der Kanton hat seit Langem ein beinahe ausgeglichenes Verhältnis Bevölkerung <-> Beschäftigte. Dies spricht für den starken Wirtschaftsplatz und ist Basis des Wohlstands im Kanton und aufgrund des Nationalen Finanzausgleichs (NFA) auch der übrigen Schweiz. Die Herausforderungen liegen im grundsätzlichen Wachstum, zumal Zug flächenmässig der kleinste Vollkanton der Schweiz ist. Die Raumplanung ist deshalb gefordert, eine Balance zwischen Wachstum und Lebensqualität zu finden. Dies war für den Regierungsrat in seinem ersten offiziellen Strategiepapier 2010-2017 bereits im Fokus.»
Beim Blick auf die Gemeinden springen vor allem die starken Veränderungen bei den Beschäftigten in Baar (+8,4 %) und der Stadt Zug (+6,5 %) ins Auge. In diesen beiden Gemeinden zusammen wurden im Erhebungsjahr 76'362 Beschäftigte gezählt, rund 5000 mehr als ein Jahr zuvor. Auch die Zahl der Betriebe hat sich in Baar (+144 Betriebe; +3,6 %) und Zug (+245 Betriebe; +3,2 %) stark erhöht. Eine logische Entwicklung, sagt Silvia Thalmann-Gut: «Die Ansiedlungen im Kanton Zug finden vorwiegend in den Talgemeinden statt. Die Firmen möchten möglichst zentral gelegene und/oder gut erschlossene Räumlichkeiten. Aufgrund der relativen Knappheit ist viel entscheidender, wo welche Räumlichkeiten verfügbar sind. Ist ein grösseres Objekt fertiggestellt, findet dort ein Wachstum an Beschäftigten statt. Wünschenswert ist, dass beschäftigungsstarke Firmen in der Nähe eines ÖV-Hubs angesiedelt sind, um den Verkehr effizient zu bewirtschaften. Da ist auch die Raumplanung des Kantons und der Gemeinden gefordert.»
Die Veränderungen waren relativ betrachtet in Walchwil (+6,2 %) und Risch (+4,7 %) noch ausgeprägter. Rückläufig war die Zahl der Betriebe zwischen 2021 und 2022 einzig in Menzingen (-1,0 %); in Cham blieb sie beinahe unverändert (+0,5 %). Menzingen verzeichnete auch bei den Beschäftigten einen Rückgang um 2,1 Prozent.
Von den insgesamt 20’029 Betrieben im Kanton Zug entfielen 17'579 (87,8 %) auf den Dienstleistungssektor, 1'874 (9,4 %) auf den Industrie- und Gewerbesektor und 576 (2,9 %) auf den Forst- und Landwirtschaftssektor. Das Wachstum fand vor allem im Dienstleistungssektor statt. So wurden in diesem Sektor 2022 im Kanton Zug 8'423 Beschäftigte und 512 Betriebe mehr gezählt als im Vorjahr. In der Industrie und im Gewerbe waren dagegen 2'364 Personen weniger beschäftigt; Betriebe wurden 76 mehr als 2021 gezählt. Beinahe unverändert blieb die Situation in der Land- und Forstwirtschaft.
Frau Landamman Silvia Thalmann-Gut interpretiert die Entwicklung
folgendermassen. «Grundsätzlich wächst der Dienstleistungssektor stärker als der Industriesektor, was in allen hochentwickelten Ländern ein Fakt ist. Der Industriesektor, speziell im Kanton Zug, ist dem internationalen Wettbewerbsdruck ausgesetzt. Dementsprechend versuchen diese Firmen, durch Innovation, Produktivität und Effizienz zu maximieren respektive zum Beispiel die Stückkosten konkurrenzfähig zu halten. Im Gegensatz dazu ist der Dienstleistungssektor über weite Teile weniger diesem Wettbewerbsdruck ausgesetzt. Betrachtet man den Industriesektor im Kanton Zug genauer, fällt auf, dass primär wertschöpfungsstarke Produkte hergestellt werden (MedTech, HighTech). Es ist anzustreben, dass solche Firmen in Zug bleiben – oder neu zuziehen, wie dies die Firma SHL auf dem V-Zug-Areal im Jahr 2025 tun wird.»
Die Volkswirtschaftsdirektorin gibt in ihrem Gesamtfazit zu bedenken, dass sich die Zahlen auf das vorletzte Jahr 2022 beziehen: «Die Daten bestätigen die wirtschaftliche Dynamik und die Attraktivität des Wirtschaftsraums. Damals waren wir in der Coronazeit, wobei der Lockdown beendet war. Insbesondere im Jahr 2021 sank die Anzahl Stellensuchenden in wenigen Monaten sehr stark und gleichzeitig offenbarte sich nicht nur ein Fach- sondern zudem ein genereller Arbeitskräftemangel. Seither hat sich die Stellensuchenden Zahl stabilisiert und ist gar leicht angestiegen. Im Nachgang zur Pandemie gab es viele Neugründungen im Handelsregister, welche oft auch Einzelfirmen waren. Dies und die anziehende internationale Wirtschaft waren sicherlich Treiber der Zunahme der Betriebsgründungen.»
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