SC Cham
Zum Auftakt nach der Winterpause das Derby gegen Kriens
Je ein Umfahrungstunnel sollen in Zug und Unterägeri Entlastung vom Durchgangsverkehr bringen. Hatten Tunnellösungen im Kanton Zug beim Stimmvolk bisher nicht immer Erfolg, sehen die Chancen für ein doppeltes Ja am 3. März trotz massiver Gegenwehr gut aus. Das zeigen auch die eingesandten Meinungen von Leserinnen und Lesern.
Dass das Zentrum der Stadt Zug mit seinen täglich 20'000 Fahrzeugen verkehrsgeplagt ist, bestreitet eigentlich niemand. Wie dem Problem beizukommen ist, da gehen die Meinungen erwartungsgemäss auseinander. Nicht zum ersten Mal soll jetzt ein Umfahrungstunnel die Lösung aller Probleme sein. Dieser führte rund zwei Kilometer unterirdisch zwischen der Artherstrasse beim Theater Casino und der Gubelstrasse nördlich des Bahnhofs. Kosten: 750 Millionen Franken.
In der Vergangenheit wurden Tunnellösungen vom Stimmvolk bachab geschickt. Drei Anläufe gab es bereits – den letzten im Jahre 2015. Das Projekt von damals scheiterte mit 63 Prozent Nein-Stimmen. Primär war die klamme Finanzlage des Kantons der Grund für die Ablehnung. Die Ausgangslage präsentiert sich jetzt anders. Der Kanton Zug hat über zwei Milliarden Franken Eigenkapital. Der Tunnel in der Stadt Zug kann ohne Fremdkapital finanziert werden. Da es sich um Kantonsstrassen handelt, muss sich die Stadt Zug finanziell nicht daran beteiligen. Der Regierungsrat, eine Mehrheit des Kantonsparlaments und der Zuger Stadtrat befürworten den Tunnel.
Auch das Dorfzentrum von Unterägeri soll künftig mit einem rund 1800 Meter langen Tunnel zwischen Sagenmattli und Theresiapark umfahren werden können. Kostenpunkt: Rund 310 Millionen Franken. Auch diese Umfahrung kann der Kanton ohne Fremdkapital finanzieren. Und auch hier muss die Gemeinde keinen Beitrag dazu leisten.
Die Opposition der beiden Tunnelvorlagen kommen politisch von Links und Grün. Die Stadt Zug werde nicht vom Verkehr entlastet, der Tunnel führe zu Mehrverkehr auf direktem Weg mitten ins Zentrum, heisst es. Gleiches im Ägerital. Ein überparteiliches Komitee gegen den Tunnelbau befürchtet, dass mehr Transitverkehr Oberägeri und seine Weiler Alosen und Morgarten mit zusätzlichem Verkehr belasten würde. In den letzten Wochen wurden vor allem im Zusammenhang mit dem Stadttunnel Zug massive Vorwürfe laut. Mögliche Alternativen seien nicht geprüft worden. Des weiteren habe die Regierung zentrale Verkehrsdaten verschwiegen, die abnehmende und nicht zunehmende Verkehrszahlen ausweisen würden. Ausserdem ist eine Stimmrechtsbeschwerde hängig. Ein Stimmbürger bemängelt ein gemeinsames Infoblatt der Stadt Zug und der Gemeinde Unterägeri und die entsprechende Internetseite, die irreführende Information über die beiden Tunnelvorlagen enthalte.
Bei den Meinungen unser Leserinnen und Leser ist die Richtung klar. Vier von fünf Einsendungen befürworten die beiden Tunnelvarianten. Gabriele Meinhard aus Cham fasst die Grundstimmung von Befürwortern und Befürworterinnen der beiden Tunnelprojekte zusammen: «Der Kanton Zug kann es sich leisten, gut eine Milliarde Franken für die beiden geplanten Tunnels in Zug und Unterägeri zu investieren. Für den Bau der zwei Strassenabschnitte werden keine zusätzlichen Steuern fällig. Sowohl die Bevölkerung der Stadt Zug als auch jene von Unterägeri wird dank der Tunnels von einer signifikanten Verkehrsentlastung profitieren und somit an Lebensqualität gewinnen.»
«Die täglichen Staus und die damit verbundenen Unannehmlichkeiten sind für viele von uns zu einem festen Bestandteil des Alltags geworden. Daher bin ich fest davon überzeugt, dass der Stadttunnel zur Umfahrung von Zug eine dringend benötigte Lösung für diese Herausforderungen darstellt», schreibt Dominic Keller aus Zug.
Von den Gegnerinnen und Gegnern der Tunnelvorlagen wird angezweifelt, dass die Verkehrszahlen, welche die Tunnelbauten berechtigen sollen, korrekt sind. «Richtig ist, dass man es schlicht und einfach nicht genau weiss, weil man entsprechende Messungen weder in Zug noch in Unterägeri gemacht hat. Die Behörden begnügen sich damit, ihre Aussagen einzig auf eine Modellrechnung abzustützen. Dieses Modell geht zudem davon aus, dass der motorisierte Individualverkehr stark zunehmen wird. Jedoch zeigen die tatsächlichen Verkehrszahlen, dass es trotz Bevölkerungswachstum keinen Mehrverkehr über die letzten zehn Jahre gab. In der Tendenz lässt sich sogar eine Abnahme feststellen. Zur Abstimmung stehen zwei ökologisch äusserst fragwürdige Milliardenprojekte zur Abstimmung, welche diesen Trend nicht wahrhaben und das Mobilitätsverhalten aus vergangenen Zeiten im wahrsten Sinne des Wortes zementieren möchten», argumentiert Raphael Weiss aus Unterägeri.
Auch betroffene Verkehrsteilnehmende melden sich zu Wort: «Die Anspannung der Lastwagenchauffeure ist maximal, weil in Zentren viele Velofahrer und Kinder unterwegs sind. Ein Lastwagen ist schwer und nur langsam zum Halten zu bringen und die Sicht aus der Führerkabine ist nicht immer zu 100 Prozent gewährleistet. Denn es gibt tote Winkel und Orte, die vom Fahrer nicht überblickt werden können. Die Sicherheitseinrichtungen an unseren Fahrzeugen werden immer besser, dennoch bleibt ein Restrisiko. Ich freue mich deshalb schon heute auf den Tag, an dem die Umfahrungen Unterägeri und Zug eröffnet werden», gibt Reto Hürlimann von einem Transportunternehmen in Baar seiner Hoffnung für zwei Ja zum Ausdruck.
Gegen den Bau der beiden Tunnels sind die Alternative - die Grünen. Die meisten Einsendungen kontra die Abstimmungsvorlagen erreichen unsere Zeitung von dieser politischen Seite. Stellvertretend dafür Andreas Iten, Kantonsrat der ALG aus Oberägeri: «Eine Milliarde Franken für zwei ‹Umfahrungen› ist eine gigantische Summe. Beim diesem Preis ist es sehr erstaunlich, wie wenig wir wirklich über die Pläne des Kantons wissen. Noch erstaunlicher ist, dass im Falle einer Annahme der beiden Tunnel keine weitere kantonale Abstimmung mehr geben wird. Viele Baufragen können heute nicht vom Kanton beantworten werden, wo beispielsweise die Abgaslüftungen seien werden, welche Häuser in der Stadt weichen müssen und welche Folgekosten uns in den weiteren Jahren erwarten. Meiner Meinung nach sollte Politik nicht auf Mutmassungen und Hoffnungsprinzip basieren, sondern auf tatsächlichen Fakten.»
Peter R. Hofmann, auch er aus Oberägeri, bringt eine andere Überlegung ins Spiel. Er erhofft sich von den Tunnellösungen bessere Verkehrsbedingungen für den öffentlichen Verkehr:«Die Attraktivität eines Wohnortes misst sich auch an der ÖV-Reisezeit nach Zürich oder Luzern. Nur die Entlastungstunnel garantieren, dass wesentliche Teile des Kantons rasch und fahrplansicher den Bahnhof erreichen und den Anschluss nicht verlieren.»
Die Abstimmung wird zeigen, ob die Tendenz tatsächlich eintrifft.
Renato Cecchet
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