Wohnungsnot
Strategie des Kantons Zug wirkt zu zögerlich
Die Beliebtheit der Pflegeberufe ist ungebrochen. Etwa jede zwölfte Schulabgängerin bzw. Schulabgänger startet in der Pflege ins Berufsleben. Im Bild zeigen Jugendliche an der Zentralschweizer Bildungsmesse Zebi ihr Interesse für Pflegeberufe. Foto: zvg
Die Attraktivität der Pflegeberufe nimmt weiter zu. Noch nie haben sich so viele Personen in der Zentralschweiz für eine Aus- oder Weiterbildung in den Pflegeberufen entschieden.
Mehr als 800 Personen haben in diesem Jahr eine Berufslehre in der Pflege begonnen. Dies entspricht einer Steigerung von 5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Auch auf der Stufe der Höheren Fachschule (HF) rechnet XUND mit einem neuen Rekord. Darüber sprechen wir mit der Co-Leiterin Jutta Klein.
Welche spezifischen Massnahmen haben Ihrer Meinung nach den grössten Einfluss auf den Anstieg der Ausbildungszahlen in den Pflegeberufen gehabt?
Vereinfacht gesagt die grosse Vielfalt an Massnahmen. Das verstärkte Berufsmarketing durch die Branchen, Betriebe und XUND ermöglicht ein einfaches Kennenlernen der Pflegeberufe. So besuchten z.B. jährlich über 2000 Teilnehmende die seit 2022 stattfindende Woche der Gesundheitsberufe. Neue Bildungsangebote wie eine digitale Lernplattform machen die Ausbildung für zusätzliche Zielgruppen attraktiver. Zentral für den Erfolg ist der Arbeitsalltag. Um diesen besser kennenzulernen, haben die Betriebe unterschiedliche Massnahmen lanciert. Und politisch und medial hat die sinnstiftende und für die Gesellschaft relevante Pflege viel Aufmerksamkeit erhalten.
Wie bewerten Sie die 5-prozentige Steigerung der Lehrlingszahlen im Vergleich zu den Vorjahren? War dies erwartbar oder überraschend?
Trotz vielen Massnahmen können wir diese nicht erwarten. Viele Berufe und Bereiche haben einen hohen Fachkräftebedarf und stehen im Wettbewerb zueinander. Die Steigerung bestätigt eine langfristige Tendenz, jedoch mit einer Stagnation in den Jahren 2021 und 2022. Es freut uns, dass wir in den letzten Jahren den Anteil der Jugendlichen, die sich für die Pflege entscheiden, wieder steigern konnten.
Was sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten Faktoren, die zur Beliebtheit der Pflegeberufe bei Schulabgängern beitragen?
Hier kann ich auf die Sicht der Pflegenden zurückgreifen, welche wir bei der Imagestudie in diesem Jahr befragt haben. Besonders geschätzt werden beispielsweise die vielfältigen Weiterentwicklungsmöglichkeiten, die sinnstiftende Tätigkeit oder die Teamarbeit. Dies sind alles Punkte, welche auch für Schulabgängerinnen und Schulabgänger bei der Berufswahl eine zentrale Rolle spielen.
Welche Rolle spielt die regionale Nähe bei der Entscheidung für eine Ausbildung in der Pflege?
Diese ist ein wichtiger Faktor in der Berufswahl. Niemand wünscht sich einen weiten Arbeitsweg zum Ausbildungsbetrieb. Da wir in der Zentralschweiz über 250 Ausbildungsbetriebe haben, ist dies eines von vielen Argumenten, bei denen die Pflegeausbildung punkten kann.
Inwiefern hat die verstärkte Zusammenarbeit mit den Kantonen die Attraktivität der Pflegeberufe beeinflusst?
Dank der finanziellen Unterstützung der Kantone konnten wir erfolgreich die Zielgruppenkampagnen für Quer- und Wiedereinsteigende lancieren oder die Woche der Gesundheitsberufe durchführen. Weiter erhielten wir das Mandat für die koordinierte und wirkungsvolle Umsetzung der ersten Etappe der Pflegeinitiative in der Zentralschweiz und können im Zuge der Initiative über zehn Projekte angehen. Allgemein ist die Zusammenarbeit zwischen den Akteuren sehr gut und intensiv, was auch zur Steigerung der Attraktivität der Pflegeberufe beiträgt.
Was hat die Imagestudie zu Pflegeberufen ergeben?
Die Studie hat viele positive Aspekte der Pflegeberufe, wie Abwechslung und selbstständiges Arbeiten, zu Tage gefördert. Weiter wurde nachgewiesen, dass die Wahrnehmung der Pflegeberufe durch die Mitarbeitenden in der Pflege durchgehend besser ist als die öffentliche Wahrnehmung.
Können Sie uns mehr über die geplante Imagekampagne und deren Zielsetzungen erzählen?
Basierend auf diesen Ergebnissen werden wir die positiven Aspekte und die Vielfalt in der Öffentlichkeit noch stärker in den Fokus stellen. Die Studie hat bestätigt, dass wir durch die authentische Vermittlung des Pflegealltags eine Imagesteigerung erreichen. Hierzu werden wir vor allem auf die Stimmen der Pflegemitarbeitenden bauen, welche von ihrem Arbeitsalltag erzählen. Welche Herausforderungen sehen Sie bei der weiteren Umsetzung der Pflegeinitiative? Die Ausbildungsbeiträge an die Studierenden in der Zentralschweiz sind erfolgreich aufgegleist. Als weiteres wichtiges Element unterstützen die Kantone und der Bund Projekte zur Erhöhung der Abschlüsse in der Pflege von höheren Fachschulen. Die Zentralschweizer Kantone haben XUND vorerst mit der Umsetzung von 11 Projekten im Umfang von 4,9 Millionen Franken beauftragt. Dies ist erst der erste Schritt und nun gilt es, diese erfolgreich umzusetzen.
Was wären für Sie die nächsten Schritte, um die Attraktivität der Pflegeberufe langfristig zu sichern und auszubauen?
Die Berufe sind bereits sehr attraktiv. Darauf bauen alle Akteure auf. Nebst den bereits angesprochenen Massnahmen im Berufsmarketing arbeiten wir vor allem auch daran, die Ausbildung mit innovativen Ausbildungsmodellen und moderner Infrastruktur weiterzuentwickeln. Beispielsweise prüfen wir momentan die «Schulisch organisierte Grundbildung» für den Beruf Fachfrau/Fachmann Gesundheit EFZ. Weiter erarbeiten wir mit Unterstützungsbeiträgen aus der Pflegeinitiative ein Teilzeitstudium für die Pflege HF.
Sehen Sie, speziell auf den Kanton Zug bezogen, besondere Herausforderungen, die das Interesse an Pflegeberufen beeinflussen könnten?
Im Gegenteil. Der Kanton Zug ist sehr gut aufgestellt. Zum Beispiel ist die aktuelle Umsetzung der Pflegeinitiative gut und fortschrittlich aufgegleist, bei der systemisch ganzheitlich gedacht wird. Auch befinden sich im Kanton Zug viele attraktive Ausbildungsbetriebe in allen Branchen, die sich mit hohem Engagement der Aus- und Weiterbildung von Pflegefachkräften widmen.
Welche Rolle spielen lokale Unternehmen und Einrichtungen im Kanton bei der Förderung der Pflegeausbildung?
Die lokalen Betriebe sind von zentraler Bedeutung. Sie bieten spannende Ausbildungsstellen und engagieren sich tagtäglich für die Berufsbildung. Zu den lokalen Einrichtungen gehören auch die weiteren Bildungspartner wie Beispiel Berufsfachschulen, mit welchen wir eine enge Zusammenarbeit haben. Auch Einrichtungen wie Schulen oder Anbieterinnen von Berufsinformationen spielen eine zentrale Rolle bei der Berufswahl. Insgesamt spiegeln die vielfältigen Massnahmen, welche zum Erfolg beitragen, auch die vielfältig beteiligten Akteure wider.
Uwe Guntern
Zur Person
Jutta Klein hat eine Ausbildung zur Bankkauffrau sowie ein Studium der Betriebswirtschaft absolviert. Seit rund 20 Jahren ist sie in verschiedenen Führungsfunktionen im Gesundheitswesen tätig gewesen. Im Dezember 2023 wechselte die Bürgerin von Baar zu XUND. Als Co-Leiterin XUND engagiert sie sich für die Aus- und Weiterbildung von genügend und qualifizierten Gesundheitsfachkräften für die Zentralschweiz.
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