Chriesisturm
Mit Leitern und Hutten durch die Zuger Altstadt
Bild: z.V.g.
Rupan Sivaganesan, SP-Kantonsrat, Zug.
Die Fasnacht ist wohl ein Ventil. Früher spottete man gegen Obrigkeiten. Menschenfeindlich wird es aber, wenn die Fasnacht gegen sozial Schwache missbraucht wird.
SP In Basel mischten sich heuer Rechtsextreme der «Partei National Orientierter Schweizer» (Pnos) auch als «Neger» verkleidet unter die Menge. Eine Strafanzeige ist mittlerweile eingereicht. Eigentlich ist die Fasnacht ein schöner Brauch bei uns. Umso wichtiger ist, dagegen vorzugehen, wenn einzelne Personen oder Gruppierungen sie zweckentfremden oder verfälschen.
Im Thurgau verharmloste vor kurzem ein Hitlerfan die auf der Flucht im Mittelmeer sterbenden Menschen. Die Fasnachtsgesellschaft zog diesen Umzugswagen schliesslich aus dem Verkehr. Bei uns fiel in Unterägeri und Allenwinden ein Wagen zum Thema Insekten essen auf, der mit «Neger im Urwald» beschriftet war. Insekten gehören in vielen Weltgegenden zum Speiseplan, etwa in Japan. Wer dabei unnötig auf Schwarze «im Urwald» zurückgreift, entlarvt sich als rassistisch. Dafür sollte die Fasnacht keine Plattform bieten.
Der Blick-Chefredaktor Andreas Dietrich kommentierte die Vorfälle in Basel sehr treffend: «Menschenfeindlichkeit ist nie Satire. Sie ist immer erschreckend, immer bitterernst.» Rassismus gehört leider nicht der Vergangenheit an. Das zeigen mir auch die Zuschriften von Rechtsextremen, die bei der SP und bei mir im Anschluss an unsere «Fasnachts-Interpellation» eingingen. Und nicht zu vergessen: Es war gerade erst in den späten 1980er Jahren, als auch die patriotische Front, die von zwei Zugern mitgegründet wurde, farbige oder dunkelhäutige Menschen spitalreif schlug und Durchgangstationen in Brand steckte.
Im Doku Zug findet sich reichlich Material dazu. Rechtsextremismus kostete damals mehreren Menschen das Leben, vor allem Tamilen. Mit diesem Hintergrund lässt sich erst recht sagen: «Wehret den Anfängen.» Fasnächtler sollen gewisse Themen in die Öffentlichkeit tragen, dies darf lustig, spannend oder auch Satire sein. Menschenverachtung ist fehl am Platz.
Von Rupan Sivaganesan
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