Susanne Meierhans
reiste vor 51 Jahren als erste Schweizerin an den Südpol. Ihre spannende Geschichte finden Sie hier.
«Oh, mein Gott», sagt er. «Oh, mein Gott», denke ich und verstecke mich hinter dem Kissen. Ich sitze mit meinem Freund auf dem Sofa. Wir schauen Bachelor. Sie wissen schon, die «3+»-Sendung, in der Singles die grosse Liebe suchen und nicht finden. Dafür zählen sie ein paar mehr Follower auf Instagram und dürfen vielleicht mal für Raclette oder Tee influencen. Das Szenario jedenfalls, bei dem ich mich verstecken muss, ist schon etwas her. Ich habe Zeit gebraucht, um mich zu fangen, damit ich hier den peinlichsten Sex thematisieren kann, den ich je im Fernsehen gesehen habe. Alan (kl. Bild links) also heisst der aktuelle Bachelor. Er ist 34, hat brasilianische Wurzeln und hält sich für Ronaldos Doppelgänger. Keine Frage. Eine Ähnlichkeit ist Alan nicht abzuschwatzen. Viel mehr gibts zu ihm nicht zu sagen. Ausser vielleicht, dass er ? logisch ? gerne Salsa tanzt und Caipirinha trinkt. Auf der Suche nach Miss Right lässt Alan jedenfalls keine Gelegenheit aus, sich durch die Kandidatinnen zu knutschen. Damit zurück zum Kissen vor meinem Gesicht: Als die Skandalnudel Mia, die schon einmal Kandidatin bei Bachelor Clive war, und ihre Konkurrentin Angie in die Villa von Alan einbrechen und sich in Dessous in sein Bett legen, kommt es zu eben dieser Szene, die mir aus lauter Fremdscham den Balken vor die Augen treibt. Die tätowierten Girls drücken Alan also ihre Silikonbrüste ins Gesicht während er im Dirty-Talk-Modus eben dieses «Oh, mein Gott, was macht ihr mit mir!?» von sich gibt. Die erotische Stimmung ist etwa so echt wie Mias Wunsch, Alans Herz zu erobern und mit ihm glücklich zu werden, bis dass der Tod sie scheidet. In Sachen Liebe fokussiere ich mich nun wieder ganz auf Hollywood-Filme. Nicht, dass die realistischer wären. Aber sie haben wenigstens ein Happy-End. Und setzen bei Sex-Szenen zumindest auf gedämpftes Licht.
Text: Maja Zivadinovic Bilder: MZ?/?3+
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