Chriesisturm
Mit Leitern und Hutten durch die Zuger Altstadt
Wir wollen professionellen Kampfsport auf hohem Niveau zeigen», sagt Philipp Stöckli. Foto: zvg
Kickboxen ist nichts für schwache Nerven. Ein Baarer Unternehmen veranstaltet im Kanton Zug Turniere, bei der es richtig zur Sache geht. Philipp Stöckli hilft nicht nur bei der Organisation, sondern kämpft auch mit.
Philipp du kämpfst als Kickboxer auf Profi-Level. Trotzdem arbeitest du noch als Fitnessinstruktor. Kannst du vom Sport alleine nicht leben?
Nein, in der Schweiz ist das fast ein Ding der Unmöglichkeit. Kickboxen ist hier nicht so populär wie zum Beispiel in Holland oder Thailand. Entsprechend ist die Bezahlung auch nicht so berauschend.
Ich kann mich noch dran erinnern, dass Andy Hug in den 90er-Jahren einen riesigen Kickboxen-Boom in der Schweiz ausgelöst hat. Ist das mittlerweile alles wieder verpufft?
Verpufft würde ich nicht sagen. Aber Andy Hug hatte einfach die Gabe, die Menschen in seinen Bann zu ziehen. Ausserdem gelang es ihm, die weltgrösste Kickboxing-Organisation in die Schweiz zu holen, diese veranstaltete dann Kämpfe im Zürcher Hallenstadion. Von einer solchen Grösse können wir heute nur träumen. Aber wir versuchen, Aufbauarbeit zu leisten und den Sport wieder populärer zu machen.
Was ist euer Konzept?
Wir wollen professionellen Kampfsport auf hohem Niveau zeigen – und den Zuschauern etwas bieten, das sie so schnell nicht vergessen werden.
Gibt es auch Showeinlagen wie zum Beispiel Rockbands?
Nein, wir wollen uns voll auf den Sport konzentrieren. Wenn du Athleten zusiehst, die auf höchstem Level kämpfen, dann ist das Show genug. Bei unserem letzten Turnier in Neuheim hatten wir die Halle ausverkauft und über 2300 Interessierte haben sich die Veranstaltung auf unserem Live-Stream angeschaut.
Das Turnier, die «Boss-Art Championship», gibt es dieses Jahr in drei Tranchen.
Ja, genau. Die Viertelfinals sind jetzt durch. Am 10. September gibt es in Neuheim die Halbfinals und am 5. November im Chamer Lorzensaal das grosse Finale.
Während wir hier reden, trainieren vor unseren Augen Kinder im Sportraum eures Gyms. Warum sollten Eltern ihre Kinder ins Kickboxen schicken?
Beim Kickboxen braucht es Disziplin, Ehrgeiz und Freude an der Bewegung. Ausserdem hilft es vielen Menschen, Selbstvertrauen aufzubauen.
Als Vater hätte ich Angst, dass mein Kind mit einer gebrochenen Nase nach Hause kommt.
Bei Wettkämpfen passieren erstaunlich wenige Verletzungen. Das hat damit zu tun, dass man in der Vorbereitung seinen Körper in eine Phase bringt, in der er eine solche Anstrengung auch stemmen kann. Und während eines Kampfes ist der Adrenalin-Pegel sehr hoch. Ich selbst habe 36 Kämpfe bestritten und mich noch nie schwer verletzt, es gab höchstens kleine Cuts oder Prellungen. Aber natürlich: Eine Garantie gibt es nie. Und man kann sich auch beim Fussballspielen verletzen.
Wie oft trainierst du für deinen Sport?
In der Wettkampfvorbereitung mache ich acht bis zehn Einheiten à anderthalb Stunden pro Woche. Wenn man daneben noch arbeitet, ist das ein recht gutes Pensum.
Dann hast du wahrscheinlich keine Freundin oder?
Doch, ich habe eine Freundin. Und umso mehr geniesst man dann die gemeinsame Zeit, die man hat. Aber es ist sicher nicht selbstverständlich, dass ich eine solch grosse Unterstützung von ihr bekomme. Das würde nicht jede Frau machen.
Hat sie keine Angst um dich?
Doch, natürlich. Vor dem Kampf ist sie jeweils nervöser als ich. Aber sie übt diesen Sport auch aus und hat darum Verständnis.
Ihr kämpft in verschiedenen Gewichtsklassen. Die sind zum Teil nur fünf Kilo auseinander. Das stelle ich mir im Alltag schwierig vor.
Ja, die Ernährung ist ein grosses Thema, man muss schauen, dass man ziemlich genau auf dem Kampfgewicht ist. Fünf Kilo tönt jetzt nicht nach viel, aber mit fünf Kilo mehr kann man schon mehr Power in die Schläge reinpacken.
Dann isst du nie ein Fondue?
(Lacht.) Doch sicher, ich mag Fondue. Einfach nicht in der Wettkampfvorbereitung.
Und Alkohol?
Nein, das geht gar nicht. Auf Alkohol und Rauchen verzichte ich gänzlich.
Für viele Baarer undenkbar...
(Lacht.) Ja, wegen des feinen Baarer Biers. Aber das ist halt eine persönliche Entscheidung.
Was für ein Publikum schaut sich die Kämpfe an?
Das ist wild gemischt. Vom Geschäftsmann über den Handwerker bis zum Sportler. Aber das ist ja gerade das Schöne: Der Sport ist für alle interessant.
Wie alt bist du?
32.
In vielen Sportarten wärs jetzt langsam Zeit, um aufzuhören.
Beim Kickboxen gibt es eigentlich keine Alterslimite. Im Alter kann man vor allem mit Erfahrung punkten. Aber natürlich, ich muss in meinem Alter anders trainieren als wenn ich 18 Jahre alt wäre. Ich denke mal, ich mache es wettkampfmässig noch bis 35. Dann werde ich mich vor allem um den Nachwuchs kümmern.
Andy Stauber
«Boss-Art Championship»: Halbfinals am 10. September in der Lindenhalle in Neuheim. www.bossart.events www.talos-gym.ch
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