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Junge Talente direkt in den Profisport, auch ohne das Bindeglied zwischen der U20-Elit und der höchsten Liga des Schweizer Eishockeys. Der EVZ strukturiert die Nachwuchsförderung neu.
Dass das Zuger Farmteam EVZ Academy in der künftigen neuen Swiss League keinen Platz mehr finden wird, ist schon länger bekannt. In der strategischen Ausrichtung der neuen Swiss League sind reine Ausbildungsklubs unerwünscht: Es fehlen die Fans und das ist marketingtechnisch nicht attraktiv. Die Zukunft des Teams ist ungewiss. Klare und verbindliche Auflagen für eine Aufnahme in der künftigen Swiss League sind ausgeblieben.
Die Zuger wollten aber nicht die Köpfe in den Sand stecken, denn der Ausschluss aus der zweithöchsten Liga des Schweizer Eishockeys hat der EVZ als Inspiration für ein Umdenken genutzt. Nach mehreren Monaten des Abwartens hat sich der EVZ dazu entschieden, Nägel mit Köpfen zu machen und sein Ausbildungskonzept aufgrund der geplanten Massnahmen der Swiss League AG neu auszurichten. Somit nimmt das Team «EVZ Academy» in dieser Saison letztmals an der Swiss-League-Meisterschaft teil und wird nachher zurückgezogen.
«Es ist der richtige Weg, wir hatten keine andere Wahl», sagt EVZ-Sportchef Reto Kläy. Jedoch wurde der Zuger Entscheid von einigen als Chance für böse Anschuldigungen genutzt. Vorwürfe, der EVZ wolle mit dem Rückzug Geld sparen oder der Klub mache Politik auf Kosten der Jungen, wurden laut. Doch für Unterstellungen, Zugs Vorgehen als «Bankrotterklärung» zu bezeichnen, hat Kläy nur ein müdes Lächeln übrig. «Wir wollen in der Nachwuchsförderung die Nummer eins bleiben. Wir sind mittendrin, wir kennen die Gründe für unser Handeln und nehmen die Ergebnisse daraus wahr. Das zeigt uns, dass wir uns auf dem richtigen Weg befinden», sagt Kläy weiter.
Ausbildung wird noch verstärkt
Doch wie will der Spitzenklub auch künftig junge Spieler ans Profi-Niveau heranführen? «Wir haben unsere Ausbildungs-Pyramide durchleuchtet und überlegt, wie es auch ohne Swiss-League-Team möglich ist, junge Spieler an die Spitze zu bringen», erklärt Sportchef Reto Kläy. Ab der Saison 2022/23 plant der EVZ eine neue Ausbildungsstruktur. Man hat sich dabei zum Ziel gesetzt, die Nachwuchsausbildung besonders auf den Stufen 16 bis 20 Jahre noch einmal nachhaltig zu verstärken und so genügend Athleten bereits früher und auch ohne Spielpraxis in der Swiss League an die National League heranzuführen.
Ressourcen aus der Swiss League in den Nachwuchs
Neu soll auch schon bei der U15-Elit das Bewusstsein für den Leistungssport gefördert werden. «In den Alterskategorien U15-, U17- und U20-Elit ist die Trainingsqualität enorm wichtig», so Kläy, «dort gibt es noch viel Potenzial nach oben.» Das OYM bietet modernste Technik für Testing, Athletik, Gesundheits-Management und Ernährung, «aber für uns ist auch entscheidend, was auf dem Eis passiert».
Mit gewissen frei werdenden Ressourcen aus der Swiss League sollen die jungen Spieler vor allem auf dem Eis und generell noch besser ausgebildet werden. «Dieses Vorgehen gibt uns die Möglichkeit das Junioren-Niveau zu erhöhen», sagt Kläy weiter. Anpassungen sollen auch bei den einzelnen Standortbestimmungen folgen. Bisher sah der Plan vor, bei den Spielern nach Beendigung des Junioren-Alters und anschliessend zwei Jahren Swiss League mit 22 eine Standortbestimmung zu machen. Künftig soll dies bereits idealerweise bei den 20-Jährigen passieren. «Von ihnen sollten möglichst viele auf dem Niveau der National League sein», sagt Kläy. Die Standortbestimmung soll zeigen, ob der 20-Jährige ins Zuger NL-Kader wechselt, zu einem anderen NL-Klub oder doch zu einem SL-Team.
«The Hockey Academy» bleibt erhalten
«The Hockey Academy» wird auch nach dem Rückzug aus der Swiss League bestehen bleiben. Entwickelt wurde das Konzept für «The Hockey Academy» von Patrick Lengwiler, CEO des EVZ. Möglich gemacht hat das einzigartige Projekt der leidenschaftliche Hockey-Fan und EVZ-Verwaltungsratspräsident Hans-Peter Strebel mit einem namhaften finanziellen Beitrag als Anschubfinanzierung für die Academy und Stiftung Hockey Academy, welche die Athleten unterstützt. Seit der Gründung 2014 steht den jungen Spielern ein Ausbildungs-Konzept mit drei verschiedenen Bildungswegen zur Wahl, die Beruf und Schule mit dem Sport verbinden: Gynmasium, Bürolehre, KV-Lehre. Zusammen mit der einzigartigen Infrastruktur im OYM und dem OYM College bietet man so die bestmöglichen Voraussetzungen für eine Profikarriere. «Pro Jahr werden acht Talente gefördert. Im Idealfall schaffen pro Jahrgang zwei bis vier Talente den Sprung in das Profi-Kader», so Kläy. Steht einer schon an der NL-Türe, braucht aber noch einige Entwicklungsschritte, können neu auch vier «Overager» (Jahrgänge 2001 und 2002) in der U20-Elit weiter eingesetzt werden. «Dort sollen sie sich in Szene setzen und sich für höhere Aufgaben empfehlen», erklärt der Zuger Sportchef.
EV Zug bleibt der Zielsetzung treu
Der EVZ hat das Team «EVZ Academy» im Jahr 2016 erstmals gestellt, nachdem die Swiss League über mehrere Jahre zu wenige Teams zählte und um Unterstützung gebeten hatte. Der EVZ sah darin eine sinnvolle Ergänzung seines Ausbildungskonzepts an der Schnittstelle zwischen Junioren- und Erwachseneneishockey. Auch ohne ein Swiss-League-Team will der EVZ an seiner Zielsetzung festhalten, sich als Klub mit der besten Nachwuchsförderung in der Schweiz zu positionieren und jungen Eishockeyspielern auch in Zukunft die beste sportliche und berufliche Ausbildung zu ermöglichen.
Jenny Anzalone
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