Stadt Zug
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«Der Kanton Zug könnte ein Vorbild sein», sagt Kantonsrätin Tabea Zimmermann. Foto: zvg
Die Fraktion der Alternative die Grünen Zug verlangt in einer Motion, dass Neubauten wann immer möglich mit Solar-Panels ausgestattet werden. Kantonsrätin Tabea Zimmermann rechnet mit Widerstand.
Frau Zimmermann, warum braucht es diese Solaroffensive?
Weil es zu wenig schnell vorwärts geht. In der ganzen Schweiz wird das Potenzial für Solaranlagen auf Dächern erst zu vier Prozent genutzt. Wenn es in diesem Tempo weiter geht, dauert es in Zug über 230 Jahre, bis das Potenzial im Kanton ausgeschöpft ist. Das ist einfach zu langsam.
Da wird es doch von Seiten der Bauherren massiven Widerstand geben. Ich denke da nur an die Zusatzkosten?...
Ja, wenn wir geschrieben hätten, dass es in jedem Fall zwingend sei. Wir schreiben aber, dass es auf Dachflächen passieren muss, die sich dafür eignen und bei denen die Installation technisch und betrieblich machbar ist ? und nur, wenn es finanziell tragbar ist. Wir gehen die Forderung zielgerichtet, aber pragmatisch an.
Das ist doch ein bisschen Wischi-Waschi. Da kann ein Bauherr einfach sagen, es ist finanziell nicht tragbar.
Der Kanton soll Anreize schaffen, dass es finanziell für alle Hauseigentümerinnen und Hauseigentümer tragbar ist. Schon die jetzigen Solarinstallationen rechnen sich langfristig. Aber klar, die Anfangsinvestition für eine Solaranlage ist höher als für eine Ölheizung, in 10 bis 15 Jahren jedoch amortisiert. Das lohnt sich, wenn man bedenkt, dass eine Heizung für die nächsten 30 bis 40 Jahre in Betrieb ist. Da rechnet sich die Anfangsinvestition wieder. Und wenn wir unser Klimaziel erreichen möchten, müssen wir konsequent auf Solarenergie umstellen. Und dem Kanton Zug geht es gut, wir haben Geld. Wir können es uns leisten, etwas in die Zukunft zu investieren.
Aber wäre es nicht gescheiter, den Bau von Solaranlagen einfach mehr zu subventionieren? Warum muss es über Auflagen für Neubauten geschehen?
Das eine schliesst das andere nicht aus. Die Motion ist ein Hilfsmittel, um eine Diskussion anzuregen. Bisher geschah die Umstellung auf erneuerbare Energien trotz Subventionen nur langsam. Es geht um das Ziel ? über den Weg kann man diskutieren. Für die konkrete Umsetzung des Anliegens lässt die Motion viel Spielraum, die Vagheit im politischen Vorstoss ist gewollt. Es geht um die Idee. Die Umsetzung im Detail passiert dann auf Verordnungsebene. Klimapolitisch muss sich der Kanton Zug den Vorwurf gefallen lassen, dass er immer auf die anderen wartet, dass diese zuerst etwas tun. Dabei haben wir die finanziellen Möglichkeiten, endlich vorwärts zu machen. Als innovativer Wirtschaftsstandort könnten wir ein Vorbild sein. Wir müssen nicht immer auf die anderen warten.
Man könnte CO2 auch im Ausland einsparen.
Ja, finanziell gesehen kann man mit weniger Geld mehr CO2 im Ausland einsparen. Aber dann wird das Geld auch im Ausland investiert und nicht hier im Kanton Zug. Wenn wir versuchen, die Treibhausgase hier einzusparen, dann stärken wir unsere lokale Wirtschaft, behalten Arbeitsplätze in der Region und sind weniger vom Ausland abhängig.
In der Motion fordern Sie auch, dass die Dächer begrünt werden müssen. Aber man sieht die Häuser selten von oben?...
Wir haben momentan zwei Umweltkrisen. Die eine ist das Klima, die andere die Biodiversität. Den CO2-Ausstoss zu senken, ist wichtig. Es ist aber auch wichtig, den Rückgang der Artenvielfalt zu bekämpfen. In den letzten 30 Jahren ist die Masse der Insekten um bis zu 75?Prozent zurückgegangen. Dem müssen wir entgegenwirken. Eine Begrünung der Dachflächen hat zudem den Vorteil einer zusätzlichen Isolation. Im Winter schützt sie vor Kälte, im Sommer vor Hitze. Ausserdem wird so die Luftqualität verbessert, weil Schadstoffe rausgefiltert werden.
Dann ist die Vermischung der beiden Anliegen gewollt?
Ja. Beides sind Umweltanliegen. Und man kann ja auch unter den Solar-Panels Pflanzen haben. Auch hier schliesst das eine das andere nicht aus.
Sie fordern auch, dass man Fassaden begrünt. Ich persönlich finde das optisch sehr schön. Allerdings: Wenn ich einen Busch vor meinem Fenster hätte, hätte ich auch Insekten in meiner Wohnung. Und ehrlich gesagt, hasse ich das. Ich bringe jedes Insekt um, das meine Wohnung nicht freiwillig verlässt.
(Lacht.) Es gibt ja solche Netze, die man spannen kann. Ich habe Mücken zum Beispiel auch nicht gerne, die stechen mich auch immer mehr als meinen Mann. (Lacht.) Aber man kann sich anpassen. Es ist eine Frage der Balance: Was ist wichtiger? Als ich jung war, sah ich in Südamerika, wie sie um das Hotel in Schutzanzügen mit Insektiziden die Mücken bekämpft haben. Der kurzfristige Nutzen sollte jeweils mit dem langfristigen Schaden verglichen werden.
Mit wie viel Widerstand von der bürgerlichen Seite rechnen Sie bei Ihrer Motion?
Ich denke, es wird Widerstand geben. Und es wird bestimmt eine Palette von Gründen geben, die dagegen angeführt werden. Aber man muss halt teilweise über den eigenen Schatten springen und sich fragen, was wirklich wichtig ist. Die Senkung des CO2-Ausstosses ist nötig. Und klar, das kostet Geld, aber längerfristig ist es am günstigsten, wenn wir die Weichen für die Zukunft konsequent und möglichst schnell stellen. Wir haben die Mittel, um uns diese Investition zu leisten.
Andy Stauber
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