Eisschnelllauf
Jasmin Güntert drittbeste Europäerin über 500 Meter
Tetraplegiker können nicht segeln? – Von wegen! Manche schrecken nicht mal bei Windstärke 4 vor den Wellen zurück, sagt Daniel Schärer von ZugSports.
Guten Morgen, Herr Schärer, danke, dass Sie zurückrufen. Haben Sie kurz einen Moment für mich Zeit?
Ja, ich bin am Velofahren.
Wie bitte? Sie wollen ein Interview geben während Sie Velo fahren?
Ja, klar. Das ist kein Problem, es geht bergauf.
Bitte steigen Sie kurz ab. Ich möchte nicht, dass es zu einem Unfall kommt.
(Lacht.) Na gut, aber ich bin auf einem Feldweg, da kann nichts passieren.
ZugSports hat dem Projekt Sailability 30?000 Franken zur Verfügung gestellt, damit Segelboote behindertengerecht umgebaut werden konnten. Wie kam es dazu?
Wir haben eigentlich ja unser eigenes Projekt, den Lakeride Zug, bei dem Behinderte einen unbeschwerten Tag auf dem Wasser erleben können. Doch wegen der Covid-19-Pandemie konnten wir diesen Anlass zwei Jahre lang nicht durchführen. Unsere Partner Zugerberg Finanz, Johnson & Johnson sowie Glencore haben pro Jahr je 5000 Franken an dieses schöne Projekt gespendet. So kamen 30?000 Franken zusammen. Die wollten wir aber nicht einfach so stehen lassen. Und da wir eh schon mit der Stiftung Cerebral zusammenarbeiten, sind wir auf das Projekt Sailability gestossen und haben beschlossen, ihnen das Geld zur Verfügung zu stellen.
Bei diesem Projekt können beeinträchtigte Menschen mit Segelbooten auf einen See rausfahren. Braucht das nicht wahnsinnig viel Übung? Ich würde mir das jedenfalls nicht einfach so zutrauen.
Es sind natürlich Trainer und Coaches dabei. Einer davon ist sogar ein ehemaliger Nationalsegler. Und ein Begleitboot fährt immer in der Nähe von zwei Segelbooten, damit eingegriffen werden könnte, falls etwas passiert. Die Boote sind so umgebaut, dass die Behinderten alles in Reichweite der Hände haben. Und natürlich üben sie auch im Vorfeld. Wenn man ihnen zuschaut, dann staunt man, wie gut sie das machen. Einer ist fast Tetraplegiker und macht jetzt die grosse Segelprüfung ? und studiert an der ETH. Wenn man solche Leute trifft, dann ist das schon eine Lektion in Demut.
Wofür wurden die Zuger Spenden gebraucht?
Damit konnten zwei Segelboote behindertengerecht umgebaut werden. Mit dem Geld wurde auch ein Begleitboot wieder auf Vordermann gebracht und die Ausrüstung aktualisiert. Sailability hat ein Jahresbudget von 300?000 Franken für den Umbau der Boote. Leider erhielt das Projekt in der Corona-Zeit weniger Spenden. Mit unserem Geld konnten wir immerhin 10 Prozent des Budgets stellen. Und es war wahnsinnig schön zu sehen, wie sie sich darüber gefreut haben.
Wie lange geht denn so ein Segeltörn?
Das kommt auf die Windverhältnisse drauf an, aber ich denke so eine gute Stunde im Schnitt. Allerdings segeln manche Behinderte schon so gut, dass sie sich auch bei einer Windstärke von 3 oder 4 noch auf den See hinaustrauen.
Sind sie selbst mitgesegelt?
Nein, ich segle nicht. Das ist mir zu kompliziert.
Wird dieses Segelprojekt ein längerfristiges Engagement für ZugSports? Nein, das ist eine einmalige Sache. Ich hoffe, dass wir bald wieder unseren Lakeride durchführen können. Ich denke aber schon, dass wir dem Projekt verbunden bleiben werden. Aber ich mache nicht gerne Versprechungen, die ich vielleicht nicht halten kann.
Vieles ist Freiwilligenarbeit...
Beim Lakeride arbeiten wir alle gratis. Auch Partnerinnen und Partner und Familienmitglieder machen freiwillig mit. Das Ziel ist, dass die Spenden, die wir bekommen, zu hundert Prozent dem Projekt und den Behinderten zugute kommen. Und das Schöne ist ja auch zu sehen, was das mit uns selbst macht. Bei den Helfern ist eine wundervolle Teambildung entstanden. Jeder weiss, er arbeitet für eine gute Sache, das schweisst zusammen und so sind tiefe Freundschaften entstanden. Manch einer hat vielleicht am Morgen noch darüber geklagt, was für ein schweres Leben er hat. Aber am Abend nach so einem Anlass hört er damit bestimmt auf.
Haben wir noch etwas vergessen?
Ich möchte einfach wieder einmal betonen, dass Zug nicht nur eine Finanzmetropole und das Crypto-Valley ist. Zug hat auch eine Seite, die Gutes tut ? ohne dafür etwas verlangen zu wollen. Das finde ich bemerkenswert.
Lakeride ist ein nationales Projekt, das an verschiedenen Standorten der Schweiz Behinderten ermöglicht, einen unbeschwerten Tag auf dem Wasser zu erleben. In Zug ist die Organisation ZugSports Partner vom Lakeride. ZugSports ist ein Verein zur Förderung von Bewegung, Lebensfreude und Gesundheit im Raum Zug. www.zug.sport
Andy Stauber
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