Eisschnelllauf
Jasmin Güntert drittbeste Europäerin über 500 Meter
Mit seinem Buch «Game Time» ging der Nati-Coach unter die Autoren. Foto: zvg
«Game Time» - zwei Welten, ein Weg. – So heisst das Buch von Eishockey-Nationaltrainer Patrick Fischer. Darin beschreibt der Zuger seine Sicht der Dinge und den Spagat zwischen Privatperson und Mensch des öffentlichen Lebens. Mit der Zuger Woche sprach der Familienmensch über seine zwei Welten und davon, dass die Eishockeynation Schweiz durchaus das Potenzial zum Weltmeister hat.
Herr Fischer, für mich sind Sie ein untypischer Schweizer, der mit seinem Mindset aus der Reihe tanzt. Was setzen Sie dagegen?
Es gibt in jedem Land Menschen mit unterschiedlichen mentalen Ausrichtungen. Jeder soll denken, wie es für ihn stimmt. Ich stehe zu hundert Prozent zu meinem optimistischen, lösungsorientierten und vertrauensvollen Mindset.
Sie sprechen davon, dass die Schweiz Weltmeister werden kann. Nehmen Sie den Mund nicht zu voll?
Ich sage nur die Wahrheit. Es liegt in unserem Potenzial. Wir waren ein Schuss vom WM Titel entfernt. Mich reizen Wege, die noch niemand gegangen ist.
Wenn es damit klappt, werden sie Sie in den Himmel gelobt. Wenn nicht auf den Mond geschossen.
Was die Leute sagen oder denken, ist für mich unwichtig. Ich habe schon lange aufgehört zu versuchen es allen recht zu machen. Wenn du denn Mut nicht hast, vom Gewinnen zu reden, wirst du nie gewinnen. Es geht darum, dass wir als Mannschaft die innere Überzeugung haben, dieses Ziel zu erreichen. Diese ist definitiv implementiert.
Tugenden und Mindset bekommen Kinder meist von ihren Eltern mit auf den Weg. Was bedeutet Ihnen Familie?
Family first – immer und ewig.
Als Jugendlicher gingen Sie für ein Jahr nach Kanada. Was hat das Auslandsjahr mit Ihnen gemacht?
Es begann ein innerer Prozess. Mami und Papi sind nicht hier, um dir vieles zu erleichtern. Du wirst reifer und lernst, Verantwortung zu übernehmen. Es war eine sehr wichtige und schöne Erfahrung im kleinen Dorf Carman, Manitoba.
Wie hat sich Ihr Blickwinkel auf die Schweiz, aber auch auf den Rest der Welt verändert?
Jedes Mal, wenn ich heimkehre, bin ich überwältigt von der Schönheit unseres Landes. Wir leben im Paradies, haben wenig Naturkatastrophen, keine gefährlichen Tiere, wenig Kriminalität, politische Sicherheit und ein hervorragend funktionierendes System, wo jeder einzelne Mitspracherecht hat und jede Ecke der Schweiz hat Traumorte. Ich wünschte mir einfach ein wenig mehr Offenheit untereinander.
Sie sind spirituell veranlagt. Macht es Ihnen Ihr Mindset nicht schwer, Gesprächspartner auf gleicher Wellenlänge zu finden?
Überhaupt nicht. Ich habe sehr viele Freunde und Menschen welche sehr ähnlich denken wie ich.
Sie sind im Herti Quartier aufgewachsen. Geben Sie uns einen Einblick in die Zeit. Spielen, spielen und nochmals spielen.
Unihockey, Fussball, Tischtennis, «Räuber und Poli», Verstecken, und so weiter. Ich l meine Kindheit genossen. Wir waren viele Kinder und es ging immer was.
Mit Ihrer KV-Ausbildung und dem Sport haben Sie auf zwei Hochzeiten getanzt. Wurde es Ihnen zeitweise nicht zu viel?
Definitiv, viel zu viel. Es war die intensivste Zeit meines Lebens. Ich musste viel Willen und Ausdauer an den Tag legen, um dies zu überstehen. Ich hatte zum Glück unglaublichen Support von meinen Eltern, Geschwister und Freunden.
Was muss sich Ihrer Meinung nach im dualen System verändern?
Die Balance muss hineinkommen. Die jungen Athleten haben immer noch viel zu wenig Erholung in dieser enorm strengen Zeit. Ihr Tag sollte spätestens um 19 Uhr beendet sein und nicht erst um 22 Uhr mit den letzten Hausaufgaben nach dem Eistraining. Zum Glück gibt es Schulen wie das OYM, das dem klar entgegenwirkt.
Wie kann dieser Spagat gelingen?
Mithilfe von Schulen, welche eng mit den Sportclubs zusammenarbeiten.
Oftmals fallen Sportler nach der Karriere in ein schwarzes Loch. In welcher Form kann Betroffenen eine Perspektive geboten werden?
Jeder ist des eigenen Glückes Schmid. Wenn du in ein schwarzes Loch fällst, dann bist du auch derjenige, der den Weg wieder herausfindet. Logisch braucht es zum Teil externe Hilfe und Support. Jedoch: den eigenen Willen zur Veränderung kann dir niemand geben, und das ist für mich der wichtigste Faktor.
Als Familie sind Sie eng mit dem EV Zug verbunden. Was ist das Besondere an diesem Verein?
Es ist mein Herzensclub. Ich bin stolz, wie der EVZ zurzeit da steht. Souverän auf allen Ebenen und ein grosses Vorbild für viele andere Clubs. Sie sind weitsichtig und arbeiten dadurch nachhaltig. Beim EVZ gibt es keine Schnellschüsse. Um etwas zu kreieren braucht es Ruhe, Zeit und smarte Entscheidungen. Ich finde, das ist eine tolle Tugend des EVZ in den letzten 20 Jahren.
Auch zu Arno del Curto haben Sie ein inniges Verhältnis.
Ja, er hat mich als Spieler wie auch als Coach enorm inspiriert. Ich bin ihm sehr dankbar für alles, was er für mich getan hat. Unglaublich wohlwollend, demütig, authentisch, mit einer Passion für alles, was er tut. Grosse Inspiration und Persönlichkeit.
Ich behaupte: Auch mit Luis van Gaal haben Sie eine Gemeinsamkeit. Top gekleidet am Spielfeldrand. Feierbiest neben dem Platz.
Behauptung abgelehnt. Früher feierte ich oft und war nicht top gekleidet. Heute geniesse ich in ruhigeren Gewässern und bin ein wenig besser gekleidet. (lacht.)
Wayne Getzky holte Sie zu den Phoenix Coyotes. Was war beeindruckender: Es in die NHL geschafft zu haben, oder unter dem «Great One» zu spielen?
Es war beides surreal für mich. Ich war wie in einem falschen Film. Jedoch der Film gefiel mir.
Jose Morinho ist der «specail one», Jürgen Klopp der «normal one», Wayne Gretzky der «great one.» Wie würden Sie sich beschreiben?
The Pathfinder – mich reizen Wege, welche noch niemand gegangen ist. Der Weg in die NHL damals war Neuland für einen Stürmer, die KHL war Neuland für uns Schweizer Spieler, der Weg in den Urwald, um neue Kulturen zu bereisen, war in meinem Umfeld nicht an der Tagesordnung und die «Mission Gold» ist auch noch nie eingetroffen in einem Mannschaftssport auf höchster Stufe. Ich liebe Herausforderungen. Jedoch in der Pfadi war ich damals nicht. (lacht.)
Hakan Aki
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