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«Kultur ist für mich systemrelevant», sagt Ute Haferburg. Foto: zvg
Ab August übernimmt Ute Haferburg sowohl die künstlerische als auch die betriebliche Gesamtverantwortung für das Theater Casino Zug. Sie hat bereits viele Pläne.
Freuen Sie sich auf Zug, Frau Haferburg?
Ja sehr! Ich freue mich, die Stadt Zug und den Kanton aus der kulturellen Perspektive näher zu entdecken.Das Theater Casino Zug ist ein sehr schönes, gut aufgestelltes Haus mit vielen Möglichkeiten. Und direkt am See gelegen. Wo gibt es das schon?
In der Pressemitteilung hiess es, Sie hätten alle mit Ihren Vorstellungen und Ideen überzeugt. Wie sehen diese Ideen aus?
Ich will noch nicht zu viel verraten. Ich fange ja erst am 1. August an. Und die Programmation der neuen Saison wurde durch meinen Vor gänger Phil Dankner bereits gröss- tenteils gemacht. Ich werde hier lediglich einige Programmspuren legen. Meine Handschrift wird man dann erst mit der Saison 2023/24 richtig sehen. Aber eine grundlegende Idee ist, dass ich das Haus mehr vernetzen möchte: mit der regionalen, aber auch mit der Schweizer und internationalen Kunst- und Theaterzene, Und es soll spartenübergreifende Projekte mit Profis und Amateurinnen und Amateuren aus Stadt und Region geben.
Mit Amateuren?
Ja, ich möchte nicht nur Hochkultur, sondern auch sogenannte Breitenkultur programmieren: Ich möchte die Menschen aus Zug und der Region in spezifische Produktionen einbinden und beteiligen.
Sie sind ja eine erfahrene Theaterfrau. Darf man erwarten, dass Sie wieder mehr Theater nach Zug bringen?
Mit mir haben Sie jemanden, der alle Sparten mit Leidenschaft programmiert. Kabarett und Comedy wird es sicher weiter geben, natürlich auch Konzerte in verschiedenen Genres. Ich bin ja auch Musikdramaturgin. Auf jeden Fall wird es auch spannendes Schauspiel geben von aktuell interpretierten sogenannten Klassikern bis zum neuen Autorinnen- und Autorentheater. Aber auch Tanz- und Musiktheater sind mir sehr wichtig. Und natürlich wird es auch weiterhin die kleineren Formate geben: Wie zum Beispiel Spoken-Word-Performances, aber auch die englische Stand-up-Comedy soll bereichert werden mit englischsprachigem Theater.
Für die Expats?
Sicher. Aber auch für ein breiteres und junges Publikum, zum Beispiel Schulklassen. Ein weiterer Schwerpunkt soll das Junge Theater für ein junges Publikum werden.
Werden Sie eher auf sogenannte ernsthafte Kunst setzen als auf reine Unterhaltung?
Ich würde beide Bereiche gar nicht so gegeneinander setzen: zwischen Komödie und Tragödie ist oft nur ein kleiner Schritt: Und genau dieser fasziniert uns doch. Beide dienen der «Unterhaltung» als sinnliche und empathische Erfahrung. Comedy-Unterhaltung ist beim Theater Casino Zug jetzt schon gegeben. Deshalb ist Schauspiel, Tanz und Musiktheater sicher nicht weniger unterhaltend. Und was heisst «ernsthaft»? Eine Shakespeare-Komödie zum Beispiel spielt gerade mit diesen Gegensätzen ernst und heiter-komisch. Ich werde sicher auch hochkarätige Schauspielaufführungen einladen, die die Zugerinnen und Zuger begeistern können.
Sie übernehmen ja nicht nur die künstlerische Leitung, sondern auch die betriebliche Verantwortung. In welcher finanziellen Lage haben Sie das Theater Casino Zug vorgefunden?
Dazu kann und möchte ich zum jetzigen Zeitpunkt keine fundierte Aussage machen. Soweit ich die Zahlen bisher kenne, ist das Theater Casino Zug trotz Corona in einer noch akzeptablen Lage. Auf jeden Fall hinterlässt Corona natürlich auch deutliche finanzielle Spuren. wie momentan in allen Kulturbetrieben. Der Programmbereich des Theater Casino Zug kann immerhin auf die Subventionen bauen. Für das Theater-Restaurant wie auch für den Vermietungsbetrieb des Hauses ist die Corona-Zeit jedoch eine extreme Herausforderung mit enormen Einnahmeeinbussen.
Restaurant ist ein gutes Stichwort. Sie übernehmen ja die Gesamtverantwortung. Heisst das, dass Sie jetzt auch Restaurantmanagerin sind?
Nein, das bin ich sicher nicht. Aber wir werden betrieblich eng zusammenarbeiten. Der Gastrobetrieb mit eigener Geschäftsführung gehört ebenfalls unter das Dach der Stiftung, sozusagen zur Dachmarke Theater Casino Zug, bei der ich die künstlerische und operative Gesamtleitung habe, und die gilt es weiter zu entwickeln. Auf der Betriebsseite habe ich eine sehr erfahrene Betriebsleiterin an meiner Seite. Ich war bis 2020 beim Theater Chur in einer ähnlichen Funktion als künstlerische und geschäftsführende Direktorin und hatte dort ebenfalls eine Betriebsleiterin. Dies ist eine Grundvoraussetzung, dass ein solch komplexer Theater- und Vermietungsbetrieb wie das Theater Casino Zug überhaupt verantwortlich und speditiv gemanagt werden kann. Aber natürlich, die Gesamtverantwortung liegt ab August bei mir.
Sie arbeiten ja momentan noch in Davos...
Ja, bis Juli wirke ich in Davos als Geschäftsführerin des neuen Kulturplatz Davos.
Werden Sie danach nach Zug ziehen?
Selbstverständlich. Ich habe zwar mit meinem Partner ein kleines Häuschen in der Bündner Herrschaft, aber ich werde in Zug Wochenaufenthalterin sein und mir eine Wohnung suchen. Ich möchte hier vor Ort sein, die Menschen und den Alltag in Zug kennenlernen. Ich möchte wissen, wie diese Stadt tickt.
Wochenaufenthalterin? Ist das nicht belastend für die Beziehung?
Nein, das funktioniert zwischen uns sehr gut. Wenn er Zeit hat, wird er unter der Woche sicher auch zu mir nach Zug kommen und ich gehe am Wochenende zu ihm. Für uns klappt das ganz gut.
Was wünschen Sie sich von der Zuger Politik?
Diese Frage können Sie mir besser in der nächsten Saison wieder stellen. Ich möchte erst einmal starten und die Zuger Politik näher kennenlernen. Auf jeden Fall gibt es ein sehr engagiertes Amt für Kultur und bald eine neue Kulturstrategie, die mich sehr interessiert. Aber ganz allgemein wünsche ich mir, dass die Kultur auch weiterhin grosse Anerkennung in Zug geniesst. Und dass man jetzt nicht wegen Corona plötzlich die Sparschraube anzieht. Kultur ist für mich systemrelevant. Das möchte ich in meinem Programm und mit dem ganzen Betrieb zeigen.
Wollen Sie den Zugern noch etwas mitteilen?
Ich bin sehr neugierig auf Zug und seine Menschen, ich kenne Stadt und Kanton bisher nur oberflächlich. Als Theatermensch ist man ja nomadisch unterwegs, ich bin dort zu Hause, wo ich arbeite. Es ist immer auch eine Abenteuer-, eine Entdeckungsreise. Ich freue mich darauf, die Menschen und Institutionen hier kennenzulernen und mit ihnen zusammenzuarbeiten. Und ich möchte mich von ihnen inspirieren lassen, neue Theaterprojekte für Zug zu entwickeln. So freue ich mich auf mein neues Zuhause ab August: Zug.
Andy Stauber
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