Medienkonsum
An den Schulen in Risch wird eine Handypause eingelegt
Am 1. Mai steigen in Baar die Bösen wieder in die Hosen. Das Zuger Kantonalschwingfest ist aber nicht nur interessant für Schwingbegeisterte, sagt OK-Präsident Walter Lipp.
Angenommen, ich würde am Schwingfest teilnehmen...
Ja?
...und gewinnen! Dann bekäme ich einen Muni.
Jawoll.
Ich habe aber nur eine 3-Zimmer-Wohnung. Was mache ich denn mit dem Tier? Ich kann den Muni ja schlecht in die Stube stellen.
(Lacht.) Ja, es ist beim Schwingen eine Tradition, dass es Lebendpreise gibt. Für die Schwinger ist es eine Ehre, ein solches Tier zu erhalten. In den meisten Fällen bleibt das Tier aber beim Züchter und der Gewinner erhält eine Entschädigung und ein Andenken. Sie müssen den Muni also nicht in die Stube stellen.
Na ja, dekorativ wäre er sicher.
(Lacht.) Es gibt aber natürlich schon Schwinger, welche die Lebendpreise behalten möchten. Zum Beispiel wenn sie Bauern sind und die nötige Infrastruktur für die Tiere haben.
Wie hoch ist denn die Entschädigung?
Unter Schwingern sagt man so etwas nicht. Das werde ich nicht sagen.
Dieses Jahr gibt es keinen Ticketvorverkauf. Warum nicht?
Letztes Jahr konnte das Schwingfest wegen der Pandemie nicht stattfinden. Darum sind die verkauften Tickets vom letzten Jahr immer noch gültig. Und eigentlich wollten wir das Schwingfest auf der Dorfmattwiese durchführen. Aber bei der Planung galten noch die 2G+ Regeln. Und da wir auf der sicheren Seite sein wollten, haben wir uns damals entschieden, das Fest bei der Waldmannhalle durchzuführen, weil man dort die Corona-Kontrollen leichter hätte durchführen können und weil es auch schon eine gewisse Infrastruktur gibt. Aber leider sind die Platzverhältnisse dort ein bisschen beschränkter. Es gibt Platz für etwa 1500 Besucherinnen und Besucher. Am Morgen des Schwingfests machen wir aber vor Ort einen Ticketverkauf. Es gibt noch etwa 300 bis 400 Tickets. Diejenigen, die früh aufstehen, werden also belohnt.
Was verstehen Sie unter «früh»?
Der Gabentempel ist ab 6 Uhr offen. Der Appell der Schwinger ist um 7.15 Uhr und um 7.30 Uhr ist Anschwinget.
Und um welche Zeit findet der Schlussgang statt?
Etwa um 16.45 oder um 17 Uhr. Um 18 Uhr gibts dann die Rangverkündigung. Und dann entscheidet sich der Sieger hoffentlich dafür, den Muni mit nach Hause zu nehmen. (Lacht.)
Die Gemeinde Baar schliesst die Jahresrechnung mit einem Überschuss von zehn Millionen Franken ab. Gibt es für die Schwingbegeisterten nun eine Runde Freibier?
(Lacht.) Nein, ich bin am Schwingfest ja nicht als Gemeindepräsident anwesend, sondern als OK-Präsident. Natürlich unterstützt die Gemeinde den Anlass. Aber politisch bin ich bei den Entscheiden, die das Schwingfest betreffen, immer in den Ausstand getreten. Ich kann ja nicht mir selbst Geld sprechen, das wäre nicht glaubwürdig, das möchte ich sauber trennen.
Wann haben Sie Ihren letzten Kranz bekommen, Herr Lipp?
(Überlegt kurz.) Das war 2017.
Echt jetzt?
Ja, im Anschluss an die letzte Durchführung hat mir das OK einen Kranz verliehen, weil es mit meiner Arbeit zufrieden war. (Lacht.)
Jetzt haben Sie mich erwischt! Ich dachte tatsächlich kurz, dass Sie aktiv schwingen.
Ich habe ganz früher bei der Älplerbruderschaft Salwideli, Sörenberg und Umgebung vier, fünf Mal mitgemacht. Das hat grossen Spass gemacht.
Wie alt waren Sie da?
Begonnen habe ich etwa mit 15.
Ich habe einen 13-jährigen Sohn. Für den ist Schwingen aber kein Thema. Ich glaube auch, weil er keinen Zugang dazu hat. Wie kommen die Jungen heute zu diesem Sport?
Man muss sie halt mal zu einem Anlass mitnehmen. Oder es gibt auch viele erfolgreiche lokale Schwinger. Für die gibt es dann einen grossen Empfang, die Jungen sehen das und denken, das ist vielleicht noch cool. In den letzten Jahren hat das Schwingen einen Riesenboom erlebt und wurde zum Volkssport Nummer 1. Denken Sie nur an das letzte Eidgenössische! Das war ein Riesenanlass. Oder die Jungen kommen über die Älteren dazu, die selbst schon geschwungen haben. Zum Teil wird das von Generation zu Generation weitergegeben. Das ist sehr schön anzusehen. Die Pandemie hat die Euphorie ein bisschen gebremst. Aber jetzt fängt es wieder an. Und die Schwingkeller sind überall offen. Melden Sie Ihren Sohn mal an und dann Hopp de Bäse!
Sie haben sicher gemerkt: Ich habe von Schwingen nicht so grosse Ahnung. Gibt es etwas, was wir noch vergessen haben?
Ja, wir möchten alle Schwingbegeisterten bitten, mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zum Fest zu kommen. Es gibt zwar Parkplätze im Dorf, aber die Anzahl ist beschränkt. Und neben dem Gelände gibt es noch ein kleines Schwingerdörfli. Dort sind alle herzlich willkommen, dafür muss man auch keinen Eintritt zahlen. Da kann man ein bisschen von der Atmosphäre aufnehmen, auch als Nichtschwinger. Es wird gesungen, gejodelt und gefeiert. Und natürlich haben wir das beste Bier der Schweiz, ach was, der Welt! Und ich möchte noch erwähnen, dass ein solches Fest ohne Sponsoren, Gabenspendern und Gönner nicht möglich wäre. Ihnen gilt ein grosser Dank! Und dann hoffe ich auf einen unfallfreien und schönen Wettkampf für alle.
Ah, eine Frage habe ich noch: Schwingen ist ja ein absoluter Männersport. Wo bleiben die Frauen?
Nein, nein, das stimmt so nicht. Es gibt recht viele Frauen, die schwingen. Die Frauen stehen den Männern in nichts nach. Denken Sie zum Beispiel an Sonja Kälin. Die Schwingerkönigin ist ja sehr populär und tritt auch in TV-Sendungen auf. Da tut sich schon etwas.
Aber beim Kantonalen in Baar wird man keine Frauen schwingen sehen?
Nein, wir haben noch nie eine Anfrage dafür bekommen. Die Frauen müssten sich von sich aus bei uns melden.
102. Zuger Kantonalschwingfest am 1. Mai bei der Waldmannhalle Baar.
Lade Fotos..