Stadt Zug
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Esther Denzler ist seit Mai 2022 CEO der WWZ AG. Foto: WWZ
Als Stromversorgerin versorgt die WWZ AG unter anderem auch Zuger Gemeinden. Zur aktuellen Lage und zur zukünftigen Energieversorgung unterhielten wir uns mit Esther Denzler, CEO der WWZ AG.
Derzeit ist der Begriff Energiemangellage in aller Munde. Für diesen Winter scheint sie durch die milden Temperaturen bisher abgefedert worden zu sein. Wie begegnen Sie diesem Problem zukünftig?
WWZ sichert die Beschaffung des erwarteten Absatzes stets frühzeitig ab und greift bei der Versorgung auf verschiedene Quellen zurück. Da es im Kanton Zug keine grösseren Stromproduktionsanlagen gibt, kaufen wir den Strom für unsere Kundinnen und Kunden überwiegend bei Schweizer Produzenten ein. Wir haben alle möglichen Vorkehrungen getroffen, um die Versorgung unserer Kundinnen und Kunden sicherzustellen, unterstehen in einer Ausserordentlichen Lage aber dem Notfallplan des Bundes.
Wie sieht es speziell beim Gas aus?
Beim Gas haben wir ebenfalls Vorkehrungen getroffen. Der Bundesrat hatte der Gasbranche am 18. Mai 2022 den Auftrag erteilt, Gasreserven anzulegen. Die regionalen Gasnetzbetreiber wurden verpflichtet, 15 Prozent des inländischen Jahresverbrauchs in Speicheranlagen in den Nachbarländern zu lagern. Zudem sollen 20 Prozent des Schweizer Winterverbrauchs als Optionen für nicht russisches Gas erworben werden, die bei Bedarf kurzfristig abrufbar sind. Diese Massnahmen haben die WWZ und andere Gasversorgern bereits umgesetzt. Inzwischen wurde die Verordnung verlängert und gilt auch für den Winter 2023/24.
Können die Zugerinnen und Zuger also beruhigt in die Energiezukunft blicken?
Für diesen Winter hat sich die Lage sichtlich entspannt und wir nutzen verschiedene Möglichkeiten, um für unsere Kundinnen und Kunden eine zuverlässige Energieversorgung zu gewährleisten. In diesem Zusammenhang sind besonders unsere Versorgungsinfrastruktur und unsere Beschaffungsstrategie zu nennen. Darüber hinaus gibt es jedoch politische Faktoren, auf die unser Einfluss gering ist, welche jedoch eine grosse Auswirkung haben.
Der neue Stadtpräsident André Wicki hat vor kurzem in einem Interview mit der Zuger Woche darauf hingewiesen, dass Sie mit Ihrem Generationenprojekt Circulago gute Arbeit leisten. Ist das für Sie mehr als nur eine Bestätigung Ihrer Strategie?
Wir haben uns sehr über das Lob des Stadtpräsidenten gefreut. Es bestärkt uns, den eingeschlagenen Weg fortzusetzen und spornt uns an, weitere Nachhaltigkeitsinitiativen zu lancieren. Circulago ist ein herausragendes Beispiel für unser Engagement bei der Planung und Umsetzung von langfristigen Infrastrukturprojekten. Mehr noch: Das ist unsere Lösung für die Dekarbonisierung, für die sichere und umweltschonende Energieversorgung in der Region. Je mehr Rückenwind aus Politik und Verwaltung wir haben, desto positiver ist das für unsere Kundinnen und Kunden und die Region insgesamt.
Zu Projektbeginn von Circulago waren fossile Brennstoffe noch angesagt. Sie haben also gegen den Trend investiert. Wie mutig war dieser Schritt?
Als wir vor rund sechs Jahren mit Circulago gestartet sind, gab es zweifellos eine gewisse Anspannung. Infrastrukturprojekte dieser Grössenordnung sind immer mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden. Wir konnten damals nicht wissen, wie sich die Kundennachfrage entwickeln würde. Mit verschiedenen Anker-Kunden hatten wir zwar Vereinbarungen getroffen. Wie viele weitere Kunden ihre Liegenschaften dann aber effektiv an Circulago anschliessen würden, war nicht absehbar. Heute ist klar, dass sich das Risiko gelohnt hat. Im Rückblick war unser Entscheid absolut richtig, er kam genau zur richtigen Zeit. Die Entwicklung zu CO₂-armem, idealerweise ganz CO₂-neutralem Heizen und Kühlen, ist zu einem Megatrend geworden. Die Nachfrage liegt weit über den Erwartungen.
Die Energie für das Circulago-System stammt aus dem Zugersee. Wie hat man sich das vorzustellen?
Circulago nutzt die Energie, das heisst die Temperatur im Wasser des Zugersees. Das Seewasser wird 400 Meter vor dem Ufer in 26 Metern Tiefe gefasst und zur Seewasserzentrale in der Schützenmatt transportiert. Dort wird seine Temperatur, die konstant zwischen vier und acht Grad Celsius liegt, mittels Wärmetauscher an einen separaten Zwischenkreislauf übertragen und das Seewasser zurückgeleitet. Der Zwischenkreislauf, das Quellennetz, leitet die Energie in die Quartiere. In den Quartierzentralen wird Wärme hauptsächlich mittels Wärmepumpen erzeugt und über ein Fernwärmenetz feinverteilt. Kälte wird mit Wärmetauschern direkt vom Zwischenkreislauf an ein Fernkältenetz übertragen und ebenfalls feinverteilt. Bei den Kunden übertragen wir Wärme oder Kälte an die gebäudeeigenen Systeme, die für Warmwasser und Heizung oder Raumklima und Kühlung sorgen. Circulago ist ein wichtiger Schritt in Richtung 2000-Watt-Gesellschaft, deren Zielen das Stadtzuger Stimmvolk 2011 zugestimmt hat. Im Endausbau soll Circulago jährlich rund 25'000 Tonnen CO₂ einsparen.
Haben Sie für unsere Leserinnen und Leser Tipps zum Energiesparen?
Wir stellen dazu auf unserer Website umfassende Informationen bereit. Dort finden ihre Leserinnen und Leser eine Reihe von Tipps, die sich leicht im Alltag umsetzen lassen. Mit unserem Stromspar-Rechner findet man leicht heraus, wie sich die verschiedenen Einzelsparmassnahmen auf die Stromrechnung auswirken.
Uwe Guntern
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