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Beni Riedi ist der Initiator des «Zuger Papiertigers»". Foto: zvg
Erstmals konnten Zugerinnen und Zuger über den «Zuger Papiertiger» entscheiden. Der Preis wird für den unnützesten, realitätsfremdesten politischen Vorstoss vergeben Gewonnen hat in diesem Jahr der Vorstoss One child, one Vote, der sich für ein delegiertes Kinderstimmrecht an die Eltern einsetzt. Wir haben mit dem Initiator Beni Riedi gesprochen.
Herr Riedi: Erstmals wurde in diesem Jahr der «Zuger Papiertiger» verliehen. Was hat es damit auf sich?
Die Zugerinnen und Zuger können frei wählen, welches der unnützeste, realitätsfremdeste politische Vorstoss ist, der im vergangenen Jahr lanciert oder behandelt wurde.
Was hat Sie bewogen, einen solchen Preis ins Leben zu rufen?
Ich sass selber zwölf Jahre im kantonalen Parlament. Dabei ist mir aufgefallen, dass die Politik und auch die Verwaltungen einen gewissen Drang zur Überregulierung haben. Gerade die Politik kann sich zu oft auch selber beschäftigen.
Was erhoffen Sie sich von einem derartigen Preis?
Der «Papiertiger» soll sich auf eine humorvolle Art der Thematik «Überregulierung sowie Politik und Gesellschaft» annehmen und die Bevölkerung mehr für die Politik sensibilisieren. Zusätzlich schadet es gerade in der Politik nicht, wenn durch Reflexion der eigenen Tätigkeit auch gelacht oder geschmunzelt wird.
Wie viele Vorstösse wurden in diesem Jahr eingereicht?
In diesem Jahr wurden sechs Vorstösse eingereicht. Das Komitee setzt sich zum Ziel, anschliessend maximal fünf Vorstösse zur Abstimmung vorzulegen. Mittels online Abstimmung war und wird die ganze Zuger-Bevölkerung zur Stimmabgabe eingeladen.
Was hat den Ausschlag gegeben, dass es die diesjährigen Vorstösse in die engere Wahl geschafft haben?
Sicherlich die Umsetzbarkeit einer Idee, oder auch der Eingriff in die Entscheidungsfreiheit der Bevölkerung standen bei den fünf nominierten Vorstössen im Fokus.
Was unterscheidet Sie von den restlichen Einreichungen?
Ich würde sagen, dass gerade die Direktbetroffenheit, wohl auch die einfache Verständlichkeit bei den nominierten Vorstössen ausschlaggebend gewesen sind.
Welche Kriterien müssen die Ideen erfüllen, um es auf die Liste der Nominierungen zu schaffen?
Grundsätzlich ist die gesamte Zuger Bevölkerung eingeladen, politische Vorstösse oder auch Verwaltungsumsetzungen zu melden. Dazu haben wir extra ein Formular auf unserer Webseite erstellt. Bedingung für die Vorschläge sind, dass die Thematik im Jahr 2022 entweder diskutiert oder eine direkte Betroffenheit ausgelöst hat. Wir haben bewusst auf zu einengende Kriterien verzichtet, sodass auch Vorschläge aus den Zuger Gemeinden eingereicht werden können.
Geben Sie uns einen Einblick ins Prozedere.
Ab sofort können die Zugerinnen und Zuger Vorschläge inklusive der Quellenangaben auf unserer Webseite eingeben. Ende März 2023 wird das unabhängige Komitee wiederum maximal fünf Vorschläge zur Abstimmung auswählen und via Medien kommunizieren. Anschliessend sind alle Zugerinnen und Zuger eingeladen, den neuen Zuger «Papiertiger» mittels online Abstimmung zu wählen.
Welche Kriterien sollten Teilnehmer erfüllen?
Um den Zuger Papiertiger zu vergeben, sollten Teilnehmer einen politischen Vorstoss, der im Kanton Zug im Jahr 2022 eingereicht oder behandelt wurde – und aus ihrer Sicht unnütz, bürokratieaufblähend oder schlicht realitätsfremd ist, zur Abstimmung bringen.
Was muss dabei beachtet werden?
Damit wir den Vorschlag verifizieren können, brauchen wir die Angaben der Person, welche einen Vorschlag eingesendet hat. Zusätzlich sollte mittels Quellenangaben der Vorschlag auf geprüft werden können.
Wohin müssen sich Interessierte wenden?
Die Vorschläge können direkt auf der Webseite eingetragen und an uns übermittelt werden: www.papiertiger-zug.ch/idee-melden.
Würden Sie mir zustimmen, wenn ich den Zuger Papiertiger als die goldene Ananas der Politik bezeichne?
Ja. Jedoch steht der Preis auch für Humor, sodass auch mal über sich und andere im guten Sinne gelacht oder geschmunzelt werden kann. Gerade der diesjährige Gewinner erbrachte mit der Ansage zur Titelverteidigung im nächsten Jahr genau diesen Beweis, dass Humor und Politik funktioniert.
Seien wir ehrlich: Solch einen Preis will doch kein Politiker in Händen halten. Dient er ein Stück weit auch als Warnsignal an Politiker, ihrer Funktion die nötige Ernsthaftigkeit und Respekt zu verleihen?
Der Zuger «Papiertiger» hat keineswegs zum Ziel, irgendeine Person oder Institution zu diskreditieren. Der «Papiertiger» soll auf eine humorvolle Art und Weise Politik und Verwaltung sensibilisieren. Schlussendlich darf Politik auch humorvoll sein, dies kann gerade überparteilich viele neue Möglichkeiten schaffen.
Die meisten Preise sind mit einem gewissen Betrag dotiert.Wie steht es in diesem Zusammenhang mit dem «Zuger Papiertiger»?
Wir planen ab nächstem Jahr auch eine Preisübergabe, bei welcher der oder die Gewinnerin zu Wort kommt. Zusätzlich planen wir an diesem Abend ein kurzes Input-Referat zum Thema «Politik und Gesellschaft» zu organisieren. Schlussendlich möchten wir die Zugerinnen und Zuger dazu motivieren, sich selbst politisch zu engagieren und an unserer gelebten Demokratie teilzunehmen.
Die Preisverleihung erfuhr grosses Interesse. In welche Richtung soll es zukünftig gehen?
Der Preis ist gekommen, um zu bleiben. Wir planen ab nächstem Jahr den Preis an einem Anlass zu übergeben, bei welchem die gesamte Zuger Bevölkerung eingeladen ist. Auf diese Weise möchten wir auch die Bevölkerung direkt ansprechen.
Welche Verbesserungen beziehungsweise Erweiterungen streben Sie zukünftig an?
Unser überparteiliches Komitee möchten wir nochmals vergrössern, damit wir noch breiter und unabhängiger aufgestellt sind. Zusätzlich möchten wir die Medienarbeit intensivieren, damit der Preis bekannter wird und auf diese Weise auf ein noch grösseres Echo in der Bevölkerung stösst.
Der Vorstoss mit den meisten Stimmen und somit der Sieger des Abends ist One child one vote. Man könnte auch sagen: And the Oscar goes too … Warum hat dieser Vorstoss ihrer Meinung nach die meisten Stimmenerhalten?
Schlussendlich wurde der Sieger durch die Zuger Bevölkerung gewählt. Das Komitee möchte keine Wertung von einzelnen Vorstössen kommunizieren. So ist ja auch die Sinnhaftigkeit eines Vorstosses oder Problems auch Ansichtssache.
Wie lautet Ihre Botschaft an die Teilnehmer im nächsten Jahr?
Der Zuger «Papiertiger» verschont keine Partei und/oder Personen.
Hakan Aki
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