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Von der Statthalterin zur Frau Landammann: Silvia Thalmann-Gut wird für zwei Jahre zur Vorsitzenden des Zuger Regierungsrats. Foto: zvg
Am 15. Dezember wählt der Zuger Kantonsrat mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit Statthalterin Silvia Thalmann-Gut aus Oberwil zur Frau Landammann. Für zwei Jahre wird sie die Vorsitzende des Regierungsrats sein. Die Vorbereitungen für das Fest am Samstag, 17. Dezember auf dem Landsgemeindeplatz und im Theater Casino Zug laufen bereits.¶
Über welche Eigenschaften sollte Frau Landammann ganz besonders verfügen?
Man soll den Kontakt zur Bevölkerung lieben und ein Talent für Reden haben, da man immer wieder vor Publikum sprechen muss und man soll Sitzungen effizient und effektiv leiten können.
Worauf freut sich Frau Landammann ganz besonders?
(Lacht:) Ich freue mich auf das Amt mit seiner speziellen Würde und seiner speziellen Funktion. Das Amt ist für mich ein Privileg. Ganz speziell freue ich mich auf das kommende Fest am Samstag, 17. Dezember auf dem Zuger Landsgemeindeplatz und anschliessend im Theater Casino Zug.
Haben Sie jemals an eine solche Karriere gedacht?
Ich hätte mir nie vorstellen können, einmal Frau Landammann zu sein. In der Politik ist eh wenig planbar. Da kommt es auf aktuelle Konstellationen an und darauf, welche Chancen sich daraus ergeben. Vielleicht haben meine Leistungen in der kantonalen Politik etwas dazu beigetragen, dass ich Frau Landammann werde.
Von der Primarlehrerin zur Personalverantwortlichen in den Regierungsrat. Welche Gemeinsamkeiten gibt es in den von Ihnen ausgeübten Berufen?
Der Mensch steht immer im Zentrum. Auf der einen Seite geht es um wirtschaftliche Leistungen, auf der anderen Seiten hat mich als Pädagogin immer auch die soziale Komponente interessiert. Diese beiden Elemente sind für ein gutes Umfeld unabdingbar, weshalb sie bei mir auch in der Politik eine grosse Rolle spielen.
Wie viele Direktunterstellte arbeiten in der von Ihnen geführten Volkswirtschaftsdirektion?
In der Volkswirtschaftsdirektion sind mir neun Amtsleitende sowie ein Generalsekretär unterstellt. Während der Zeit als Frau Landammann stehe ich zudem der Staatskanzlei vor.
Sie waren unter anderem Geschäftsstellenleiterin bei der katholischen Kirchgemeinde Zug oder Präsidentin der CVP Stadt Zug. Heute sind Sie eine Mitte-Politikerin. Inwiefern ist das Christliche in der Partei verloren gegangen?
In der Grundhaltung ist das Christliche immer noch vorhanden. Auch die Mitte bekennt sich zu Freiheit, Solidarität und Verantwortung. Für mich als Politikerin hatte der Namenswechsel einen grossen Vorteil. Ich muss in der Politik nicht Stellung nehmen, z. B. zu Aussagen des Papstes oder zu Themen von Kirchenvertretenden. Das schätze ich. Werthaltungsmässig ist nichts verloren gegangen. Unsere christlichen Werte sind nach wie vor ein guter Kompass, um anderen Menschen Sorge zu tragen.
Wie kommt es, dass Sie nach nur vier Jahren Zugehörigkeit im Zuger Regierungsrat am 1. Januar 2023 bereits für zwei Jahre dessen Vorsitzende werden bzw. nach nur zwei Jahren Statthalterin geworden sind, also Stellvertreterin von Landammann und Parteikollege Martin Pfister?
(Lacht.) In Zug ist es so, dass alle Regierungsrätinnen und Regierungsräte, die bereits einmal Landammann gewesen sind, den anderen Mitgliedern den Vortritt lassen müssen.
Ab 2023 sind erstmals zwei Frauen im Regierungsrat, 22 der 80 Kantonsratssitze sind in weiblicher Hand. Was versprechen Sie sich von der aufkommenden Frauenpower in Zug?
(Schmunzelt.) In der Zuger Politik und in den Ämtern gibt es immer noch zu wenig Frauen. Es ist wichtig, dass in diesem modernen, dynamischen Kanton der Frauenanteil grösser wird. Aber auch, wenn ich mich mit anderen Regierungsrätinnen und -räten der Schweiz in Fachgremien treffe, fällt mir auf, dass zahlenmässig wenig Frauen vertreten sind. Es hat noch immer zu wenig Frauen in der Politik.
Wo harzt es im Kanton Zug?
Der wirtschaftliche Erfolg Zug hat seine Schattenseiten: Seit 20 Jahren beschäftigt uns der bezahlbare Wohnraum. Es ist ein zähes Thema ohne grosse Erfolgsstory. Was die Vereinbarkeit von Beruf und Familie angeht, so ist das vornehmlich männliche, bremsende Element spürbar. An Zug haftet immer noch etwas Konservatives. Bauchweh bereitet mir der immer stärker werdende Trend in Richtung gymnasiale Maturität. Hier gilt es, die Ausbildung mit Berufslehre attraktiver zu machen und dies aktiv zu kommunizieren. Doch die Lösungen liegen nicht so auf der Hand.
Wo sehen Sie die Stärken des Kantons?
Der Kanton Zug kann eine herausragende wirtschaftliche Entwicklung über die letzten Jahrzehnte ausweisen. Der Kanton Zug weist eine langfristige Steuer- und Finanzpolitik mit hohem Nettovermögen und attraktivem Steuerumfeld aus. Er bietet Planungs- und Rechtssicherheit. Das wirtschaftliche Wachstum wird insbesondere durch den Ausbau von ansässigen prosperierenden Unternehmen und Ansiedlungen neuer Firmen generiert. Es ist das Gesamtpaket der Standortfaktoren, das die Attraktivität des Kantons Zug ausmacht: Wirtschaftsfreundlichkeit, Stabilität, Steuern, Bildung, Fachkräfte, Erreichbarkeit, Internationalität, Lebensqualität und ein effektives Geschäftsumfeld.
Was unternimmt der Kanton, um Zug für Familien attraktiver zu machen?
Der Drittbesteuerungsabzug soll im Einklang zur direkten Bundessteuer von heute 6000 auf neu 25'000 Franken erhöht werden. Mit der Erhöhung soll einerseits dem gestiegenen Bedürfnis nach einer stärkeren steuerlichen Berücksichtigung der Drittbetreuungskosten Rechnung getragen werden. Anderseits befindet sich der Zuger Drittbesteuerungsabzug inzwischen im interkantonalen Vergleich im hinteren Drittel, so dass nach der Unternehmenssteuerreform eine Massnahme zugunsten der Familien umgesetzt werden soll: Der Eigenbetreuungsabzug soll von heute 6000 Franken auf neu 12'000 Franken erhöht werden, da auch die Anerkennung der Eigenbetreuung einem unveränderten gesellschaftspolitischen Bedürfnis entspricht. Mit den beantragten Gesetzesänderungen werden zwei vom Kantonsrat teilerheblich erklärte Motionen umgesetzt.
Wie stehen Sie zu den Massnahmen zur Förderung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie durch Bund und Kantone? Was läuft diesbezüglich im Kanton Zug?
Gerade im Kanton Zug muss die familienergänzende Betreuung gestärkt und ausgebaut werden. Es ist wichtig, die Gemeinden ins Boot zu holen, weil sie eine wichtige Rolle innehaben. Sie haben die direkte Aufsicht über die Krippen im Vorschulbereich, sie stellen die Lokalitäten zur Verfügung, sind für das schulergänzende Angebot verantwortlich und haben die Hoheit über die Schulen. Zug mit seinen elf politischen Gemeinden sollte diesbezüglich ein vereinheitlichtes System anstreben. Vereinheitlichung heisst jedoch nicht Gleichmacherei.
Wie sieht der Zeitplan für die Einführung der Unternehmenssteuerreform aus, die eine Mindestbesteuerung von 15 Prozent für Unternehmen mit einem Umsatz von mehr als 750 Millionen Euro vorsieht?
Der Ball liegt beim eidgenössischen Parlament. Der Ständerat hat das Thema Ende September behandelt; die Behandlung durch den Nationalrat ist in der Wintersession geplant. Die Volksabstimmung ist für den nächsten Juni vorgesehen.
Am 24. Februar hat Russland den Krieg gegen die Ukraine losgetreten. Welche Folgen habe die Wirtschaftssanktionen gegen Russland für den Kanton Zug?
Es hat wenige Firmen direkt betroffen. Indirekt sind es mehr gewesen, für die es beispielsweise im Zahlungsverkehr schwierig geworden ist. Wir wissen von Unternehmen, die Zug verlassen und sich in anderen Ländern angesiedelt haben, was für den Kanton finanziell verkraftbar ist.
Wie viele Arbeitsplätze sind durch das Ende von Nord Stream 2 verloren gegangen, das in Zug angesiedelt gewesen ist?
Die Nachlassstundung der Nord Stream 2 AG wurde verlängert bis Januar 2023 und untersteht der Führung eines Sachwalters. Die Volkswirtschaftsdirektion ist im Verfahren, welches das Kantonsgericht entschieden hat, nicht involviert ist. Daher weiss ich nicht, ob alle gut hundert Mitarbeitenden von Nord Stream 2 ihre Stelle verloren haben.
Wie viel Energie in Prozent hat der Kanton Zug eingespart, seit das Gespenst einer Energiemangellage herumgespukt?
Der Kanton Zug verfügt über keine Daten zu diesem Thema.
Die Stimmberechtigten in der Stadt Zürich haben soeben über eine halbe Milliarde Franken bewilligt, um damit in den Ausbau thermischer Netze zu investieren. Welche diesbezüglichen Pläne gibt es im Kanton Zug, um die Energieabhängigkeit vom Ausland zu reduzieren?
Es gibt im Kanton Zug verschiedene laufende Projekte: Die erste Etappe des im April 2020 in Betrieb genommenen Generationenprojekts Circulago, mit dem die Region jährlich 25'000 Tonnen CO₂ sparen kann. Das vorbildliche Energiekonzept der Gemeinden Risch Rotkreuz, um auf dem 100'000 m² grossen Suurstoffi-Areal «Zero-Zero» zu erreichen. Oder der Tech Cluster Zug auf dem V-Zug-Areal, der ebenfalls dafür sorgen wird, dass bis ins Jahr 2050 sämtliche Gebäude sowie die Nachbarschaftsquartiere CO₂-neutral sein werden.
Wie werden Sie Weihnachten verbringen?
Bei uns zu Hause, im grösseren Familienkreis mit etwa zwölf Angehörigen und Freunden und dem Weihnachtsbaum. Auch ein Kirchenbesuch gehört zu Weihnachten. Welche Kirche es sein wird, weiss ich noch nicht. Offen ist auch, ob es die Mitternachtsmesse sein wird oder der Festgottesdienst am Sonntag, 25. Dezember.
Roger Weill
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