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Die Villa Villette ist heute eines der schönsten Ausflugsziele am Zugersee. Auf Chamapedia erfuhren wir mehr über ihre Geschichte: Erbaut wurde sie 1864 im Anschluss an den Bahnbau. Zuerst war die Villa ein herrschaftliches Ferienhaus, dann ein privates Wohnhaus. Heute ist das einzigartige Gebäude im Besitz der Villette-Stiftung und seit 1988 für die Öffentlichkeit zugänglich.
Heinrich Schulthess-von Meiss lässt in Cham am See 1864 die Villa Villette als Zweitwohnsitz erbauen. Schulthess ist Bankier und Kunstmäzen und wohnt in Zürich. Zu seinem Bekanntenkreis gehört auch Leonhard Zeugheer, ein berühmter Villenarchitekt. Ihm erteilt Schulthess-von Meiss den Auftrag, die Sommerresidenz «Villa Villette» im Stil der italianisierenden Neurenaissance zu bauen. Bauleiter ist der Zuger Baumeister Arnold Bossard. Die Villa wird nicht etwa auf die neue technische Errungenschaft, die Eisenbahn, die Einzug in Cham gehalten hatte, ausgerichtet, sondern auf den Park und den See.
«Das Villettchen ist bereit», schreibt Architekt Leonhard Zeugheer 1866. Das ist massiv untertrieben. Die Villa erstrahlt an der erhöhten Stelle, mit einmaliger Aussicht auf See und Berge, umgeben von einem prächtigen Park, den der renommierte Gartenarchitekt Theodor Froebel aus Zürich im englischen Stil gestaltet hat.
Zum Ensemble gehören weiter das Pförtnerhaus und das Gärtnerhaus. Das Pförtnerhaus wird von 1864 bis 1866 direkt an den Bahngleisen gebaut. Die Architektur stammt ebenfalls von Leonhard Zeugheer, ist aber konventioneller als die der Villa. Kurz nach Villa und Pförtnerhaus entsteht 1867 das Bootshaus. Es liegt im östlichen Teil des Villetteparks. Der Architekt war der Zürcher Adolf Brunner-Staub.
Als Schmuckelement in Richtung Dorf steht das Gärtnerhaus der Villette. Es ist äusserst reichhaltig verziert mit vielfältigen Architekturzitaten aus aller Welt. Gestaltet hat das Gebäude der in Paris lebende Architekt Max Peter Heinrich Vogel aus der gleichnamigen Chamer Dynastie im Jahr 1878.
Als Heinrich Schulthess-von Meiss 1898 stirbt, gehen Villa und der Park an seine Nichte Anna Vogel-von Meiss über, der Gattin des Papierfabrikanten Carl Vogel. Damit gehört nun das ganze Gebiet zwischen der Eisenbahn , dem See, der Lorzenmündung und der Eslen der Papieri-Dynastie, es handelt sich um eine Parklandschaft von rund 108'000 Quadratmetern.
Von 1902 bis 1904 wird im Auftrag von Anna Vogel-von Meiss die Sommerresidenz Villette durch den Architekten Dagobert Keiser, der auch das Theater Casino in Zug plante, umgebaut. Der Architekt, der mit seinem gleichnamigen Sohn arbeitet, macht aus dem Ferienhaus eine ganzjährig bewohnbare Villa. Ab 1948 erfolgt dann die Unterteilung der Villa in zwei Wohnungen.
Der östliche Teil des Parks kam 1948 in die Hände der Gemeinde Cham. Um den Chamerinnen und Chamern einen gefahrenlosen Zugang zu ermöglichen, baute die Einwohnergemeinde Cham die Bogenbrücke zwischen Hirsgarten und Villettepark, die 1950 eingeweiht wurde.
Anfang der 1980-er-Jahre bietet die Papierfabrik Cham Park und Villa der Einwohnergemeinde zum Kauf an. 5. April 1981 stimmen die Chamer Stimmbürgerinnen und Stimmbürger mit einem Ja-Anteil von 90,2 Prozent dem Kauf zu.
Um die Villa zu erhalten und der Bevölkerung zur Verfügung zu stellen, wird 1985 die «Stiftung Villette Cham» gegründet. Ab 1986 wird die Villa dann zwei Jahre lang umgebaut und renoviert. Die Leitung der Arbeiten übernimmt der Zuger Architekt Artur Schwerzmann zusammen mit Gilbert Chapuis.
Am 28. August 1988 findet die feierliche Eröffnung statt. Nach dem offiziellen Festakt übergibt Landammann Anton Scherer der Gemeinde Cham die Bronzeplastik «Der Horchende» des Nidwaldner Künstlers Rudolf Blätter, ein Geschenk des Kantons anlässlich der Chamer Stadtwerdung 1987. Danach nimmt die Bevölkerung die Villette in Besitz. Die Öffentlichkeit hat nun im beliebten Naherholungsgebiet Villette ein Restaurant, mehrere Bankettsäle und einen Konzert- und Ausstellungsraum zur Verfügung.
Die Villa benötigt im Jahr 2007 eine Fassadenrenovation. Villette-Stiftung und Denkmalpflege einigen sich auf den neuen Farbanstrich mit der Farbe «Caput Mortuum», eine edle Mischung aus Rosa und Violett, welche die Villa heute noch «trägt». Zudem erarbeitet der Chamer Landschaftsarchitekt Benedikt Stähli ein «sorgfältiges Projekt, welches das äussere Erscheinungsbild der Villa abrundet». 2012 kann die Gemeinde das Grundstück westlich des Villetteparks von Eigentümerin Jacqueline Naville kaufen. Damit ist die Gemeinde Cham Besitzerin von insgesamt 70'051 Quadratmetern Parkfläche an schönster Lage direkt am See. Es gibt noch weitaus mehr zu erfahren über die Villa und ihren Park. Wen es interessiert, dem sei das Onlinelexikon Chamapedia der Gemeinde Cham empfohlen. Dort findet sich fast alles zur Geschichte der Gemeinde Cham.
UG
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