Stadt Zug
Cyrill Lim ist neues Mitglied der Kulturkommission
Auf dem Areal des ehemaligen Restaurants «Rössli» an der Marktgasse in Baar ist ein Neubau entstanden. Schaut man auf das Bauwerk, so scheinen die grossen Fenster wie eine Einladung zum Betreten, und auch die changierende Keramik nimmt durch Lichtspiele Kontakt zum Betrachter auf.
Es handelt sich um eine Überbauung mit zwei Laden- beziehungsweise Dienstleistungsflächen im Erdgeschoss und dreizehn Mietwohnungen, die sich mehrheitlich aus kleinen Wohnungen zusammensetzen. Das Gebäude erfüllt den Minergie-Standard bei einer Geschossfläche von 2800 m² und einem Bauvolumen von 9850 m³. Entwickelt, geplant und realisiert wurde sie für die Alfred Müller AG von der Werknetz Architektur AG. Der Neubau war Bestandteil des Bebauungsplanes Rathausplatz von Baar. Im Bebauungsplan sind die Position und das Volumen des Baukörpers festgelegt. Die Zuger Woche sprach mit dem Architekten Philipp Wieting.
Worin bestand Ihre Hauptaufgabe und worauf legten Sie ihr Hauptaugenmerk?
Da der Neubau Bestandteil des Bebauungsplanes war, galt es, das definierte Bauvolumen in der Erscheinung von Struktur, Materialität und Farbigkeit in den Bestand der Zentrumsbauten zu integrieren. So war im Bebauungsplan, im Vergleich zu den umliegenden Bauten, ein Geschoss weniger vorgesehen. Wir haben diese Vorgaben in der Entwicklung miteinbezogen und nach einem Ausgleich gesucht. Ein Hauptaugenmerk lag dabei auf der Fassade.
Können sie das näher erläutern?
Zum einen soll die Fassade das Gebäude in seine Umgebung integrieren, zum anderen soll sie dem Gebäude aber auch Eigenständigkeit verleihen. Zudem gaben wir dem Gebäude eine Allseitigkeit. Es ist auf allen Seiten gleich gewichtet, auch Rückseite und Durchgänge. Eine Unterscheidung geschieht nur über die Geschosssockel.
Gerade die Rückseite bekommt ihre Bedeutung ja dadurch, dass ihr gegenüber eine Schule liegt.
Man darf nicht vergessen, dass Architektur prägt, auch unbewusst, und die Kinder wachsen sozusagen mit dem Blick auf die Rückseite, die für sie ja die Hauptseite ist, auf. Wir haben für die Fassade eine eigene Keramik entwickelt und im Zusammenspiel mit dem glatten Beton erhält sie so einen besonderen Charakter. Die Keramik glänzt und wirkt changierend je nach Perspektive und Licht. Zudem haben wir auf warme Farbtöne geachtet. Auch die Storen haben einen warmen Ton, der etwas heller ist. Dadurch wirkt das Ganze nicht zu hart, sondern freundlich und angenehm. Schaut man sich im Umfeld des Gebäudes um, dann herrscht dort eine Farbenvielfalt, sodass wir nicht noch weitere farbige Akzente setzen durften.
Betritt man das Gebäude, so scheint es, als wird das, was die Fassade darstellt hier weitergeführt. Man hat den Eindruck, freundlich empfangen zu werden.
Genau das haben wir gewollt. Wir haben die Idee der Fassade in den Innenraum mitgenommen. Der Eingangsbereich ist grosszügig. Er ist so entwickelt, dass auch die Kleinwohnungen im Innern zweiseitig Licht erhalten. Der Blick trifft beim Hereintreten auf den freigestellten Liftturm, um den sich die Treppe mit lichtdurchflutenden und raumvergrössernden Auskragungen wie um einen Baum windet.
Wenn Sie etwas hervorheben sollten, worauf fiel dann Ihre Wahl?
Ein Highlight waren die Betonelemente, vier Meter lang und am Stück gegossen, angeliefert und angebracht. Es war eindrücklich, als wir anlässlich einer Werkbesichtigung bei der Produktion dabei sein konnten. Und nicht zu vergessen die digitale Planung mit Building Information Modeling, kurz BIM. Während des Rohbaus war auf der Baustelle kein Plan auf Papier zu finden. Alles wurde digital eingemessen.
Wie ist das digitale Bauen auf der Baustelle angenommen worden?
Der Baumeister war begeistert davon. Insbesondere bei der Fassadenentwicklung hat es uns für die Simulation und Abgleich mit dem Fassadenbauer geholfen. BIM bleibt nicht nur der Standard in der Planung und Entwicklung, sondern wird auch die Zukunft für die Baustelle sein.
Uwe Guntern
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