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Fotograf Andreas Busslinger wurde kürzlich zum «Zuger Fotografen des Jahres» gekürt. In seinem neuen Bildband «Vertikale Sicht» begibt er sich auf eine Reise durch die Schweiz. Mit der Zuger Woche spricht er über seinen speziellen Blickwinkel und gibt dem Nachwuchs hilfreiche Tipps.
Bereits im vergangenen Jahr schafften es zwei Ihrer Bilder in das Fotobuch Red Bull Illume 2021. Kürzlich wurden Sie zum «Zuger Fotografen des Jahres» gekürt. Erstaunt Sie das?
Jein! Für den internationalen Fotowettbewerb von Red Bull Illume habe ich mir schon Chancen ausgerechnet. Ich war nicht zum ersten Mal im Red Bull Fotobuch vertreten. Aber damit man das schafft, bedarf es des Quäntchens Glück. Die Auszeichnung zum «Zuger Fotografen des Jahres» jedoch kam für mich völlig überraschend und freut mich ganz besonders.
Geben Sie uns doch einen Einblick in Ihre Anfänge.
Auf meiner ersten grossen Reise nach Südamerika vor 40 Jahren mit meiner Frau durfte ich ihre Kamera benützen. Seither hat mich die Fotografie nicht mehr losgelassen. Ich teile meine Erlebnisse gerne mit Menschen. Am Anfang habe ich viele Diavorträge über fremde Kulturen gehalten. Schnell kamen auch Veröffentlichungen in Magazinen hinzu.
Wie muss man sich Ihren Arbeitsalltag vorstellen?
Ganz normal. Als Fotograf arbeite ich die meiste Zeit am Computer. In der Natur oder in fremden Ländern unterwegs zu sein, ist natürlich das Schönste.
Was wäre aus Ihnen geworden, wenn nicht der, der Sie heute sind?
Das steht in den Sternen. Keine Ahnung.
Sie gelten als einer der besten Gleitschirmfotografen.Was fasziniert Sie daran?
Die Kombination von Fliegen und Fotografieren sowie die Zusammenarbeit mit den Piloten. Extreme Projekte wie Akrofiguren fotografieren kann ich nur mit absoluten Toppiloten realisieren.
Über den Wolken ohne doppelten Boden unter den Füssen braucht es eine besonders ruhige Hand.
In der Tat ist das so. Ich kann die schwere Kamera nur mit einer Hand halten, weil ich die andere zum Steuern des Schirms benötige. Schnelle Verschlusszeiten verringern das Verwacklungsrisiko.
Aber nicht nur Gleitschirmfotografie, sondern auch Natur- und Landschaftsaufnahmen zählen zu Ihren Spezialitäten. Worauf legen Sie hier den Fokus?
Da gibt es viele Aspekte wie Bildaufbau, Lichtführung oder Perspektive zu beachten. Wichtig für mich ist, dass ich mit einer Idee auf Fotopirsch gehe.
Laut einem Sprichwort hat «Morgenstund Gold im Mund.» Gilt das auch für Ihre Bilder?
Zum Teil ja, denn die Tagesrandzeiten hüllen die Landschaft in ein weiches Licht. Ich nütze aber den ganzen Tag für meine Fotos. Mit dem Gleitschirm kann ich grundsätzlich nur während des Tages Thermik ausdrehen und Fotos aus grosser Höhe machen.
Wie schnell erkennen Sie die Geschichte eines Bildes?
Meiner Meinung nach erzählen nur wenige Bilder Geschichten. Man sollte diese noch entschlüsseln können. Das setzt voraus, sich Zeit für die Betrachtung einer Fotografie zu nehmen! Worauf kommt es an? Meine Bilder entstehen oft im Kopf, das heisst, dass ich schon bevor ich die Kamera auspacke weiss, was und wie ich etwas mit dem Fotoapparat einfangen will. Wenn ich fotografiere, habe ich meine «Antennen» ausgefahren und bin bereit, eine Situation schnell zu erfassen. Manchmal muss ich einen Schritt zurück machen, um den «Schauplatz» aus einem unüblichen Standort zu überblicken. Die Pandemie hat die Kunst- und Kulturszene gebeutelt. Für Sie dürfte die Stille Ihre Dunkelkammer überbelichtet haben. Mir geht die Arbeit nicht aus, weil auf meinen Festplatten noch unzählige Fotos auf die Bearbeitung warten, die ich in das Onlinearchiv über den Kanton Zug stellen sollte. Mittlerweile umfasst mein Onlinearchiv über 13`500 Zuger Bilder. Das Archiv ist für alle einsehbar. Ausserdem habe ich die Pandemie dokumentiert und der Landschaftsfotografie konnte ich jederzeit nachgehen. Viele sprechen von der Leidenschaft zum Beruf. Beschreiben Sie die Leidenschaft in Ihrem Fall genauer. Ich bin neugierig, gerne in der Natur und von Menschen umgeben. Der Fotograf Steve McCurry hat einmal gesagt «Mein Leben ist geprägt vom dringenden Bedürfnis zu wandern und zu beobachten – und meine Kamera ist mein Reisepass». Das trifft auch auf mich zu. Leidenschaft ist eine Eigenschaft, die auch Leiden schafft. Sie sitzen stundenlang vor Bildbearbeitungsprogrammen. Ab welchem Zeitpunkt sind Sie zufrieden mit ihrem Endprodukt? Um ehrlich zu sein, bin ich selten restlos zufrieden mit meinen Bildern. Ich sehe selbst am besten, was ich noch besser machen könnte. Letztlich geht es nicht um eine lange Bearbeitung der Bilder, sondern um das, was und wie ich etwas aufgenommen habe. Denken Sie daran, Ihre Bilder eines Tages auch auszustellen?
Ja, wenn es eine gute Gelegenheit gibt. Ich bin Mitglied des Fotoforums Zug und im nächsten Dezember haben wir eine grosse Fotoausstellung in der Shedhalle in Zug. Auch an der Designmesse «Aus Zug» stelle ich einige Bilder aus. Ihre Werke werden in internationalen Magazinen abgedruckt. Was bedeutet Erfolg für Sie? Sehr viel. Das beste Kompliment, das man mir machen kann, ist das Publizieren meiner Bilder. Was raten Sie jungen Menschen, die den Einstieg in die Fotografie wagen wollen? Es ist dasselbe, was wahrscheinlich Sportler auch raten würden. Zuerst muss man Freude am Hobby haben. Ich würde raten, die eignen Fotos kritisch zu hinterfragen. Ich denke, es hilft, «gute Fotos» zu studieren und sich zu fragen, warum die Bilder spannend sind. Wichtig ist auch, sich Ziele zu setzen. Ihr neuestes Werk ist ein 256 seitiger Bildband mit dem Namen «Vertikale Sicht.» Darin führen Sie den Menschen die Schweiz aus einer besonderen Perspektive vor Augen. Mit dem Bildband wollte ich die Schweiz so zeigen, wie man sie noch nicht gesehen hat. Deshalb habe ich mich für einen radikalen Perspektivenwechsel entschieden. Genau, weil wir uns diese Sicht der Dinge nicht gewohnt sind, irritieren die Aufnahmen, lassen uns staunen und rätseln. Ich denke, dass mir dies gelungen ist. Jedes Foto trägt eine Botschaft in sich. Wie lautet Ihre Botschaft? Es wäre schön, wenn jedes Bild eine Botschaft hätte. Botschaft ist etwas zu hoch gegriffen. Bei der heutigen Bilderflut wäre ich schon zufrieden, wenn ein Bild mehr als zwei Sekunden betrachtet wird. Natürlich möchte ich, dass meine Bilder beim Betrachter etwas auslösen und Gedanken in Gang bringen. Ich glaube, dass ich es bei meinem neuen Buch «Vertikale Sicht» geschafft habe, die Leute auf eine Reise durch die Schweiz zu führen, welche den Betrachter in Bann zieht. Bildband «Vertikale Sicht» erhältlich im Buchhandel oder unter: www.andreasbusslinger.ch
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