Chriesisturm
Mit Leitern und Hutten durch die Zuger Altstadt
Elf Millionen Franken hat sich der Kanton den Occasions-Bau für Schutzsuchende aus der Ukraine kosten lassen. Er hofft, dass niemand gegen die Errichtung den Rechtsmittelweg beschreitet.
Das dreistöckige Gebäude bietet Platz für 410 Schutzsuchende. Es handelt sich um einen Occasions-Modulbau, der bis vor kurzem als provisorisches Alterszentrum im Kanton Luzern gedient hat. Inzwischen ist er demontiert und wartet in einem Lager auf die Weiternutzung. Eine Zerlegung des Baus und eine Verteilung auf mehrere Standorte sind nicht möglich. Das elf Millionen Franken teure Werk ist als betriebliche Einheit konzipiert und soll im Frühling 2023 in Betrieb genommen werden.
Der Kanton hat sich verpflichtet, den Modulbau zurückzubauen, sobald dieser nicht mehr für die ausschliessliche Nutzung durch Flüchtlinge mit Status S gebraucht wird. Nebst einem Standort in Cham (siehe Seite 1) kommt für den Modulbau auch ein Grundstück der Korporation Zug im östlichen Bereich der Äusseren Lorzenallmend infrage. Weil nicht gesagt werden kann, wie lange der Krieg in der Ukraine dauert, wurde in den Baugesuchen für den Modulbau keine Nutzungsdauer angegeben. Die zeitlichen Angaben in den Bauausschreibungen wurden von der Stadt Zug (3,5 Jahre) beziehungsweise der Gemeinde Cham (5 Jahre) eingefügt, um zu zeigen, dass die Nutzungsdauer beschränkt ist.
Die Baudirektion hat im gesamten Kanton geprüft, welche Grundstücke die erforderlichen Ausmasse für den 100 Meter langen, dreistöckigen Modulbau aufweisen und gleichzeitig die baurechtlichen Voraussetzungen für diesen Bau erfüllen. In einem zweiten Schritt hat sie bei den betroffenen Grundeigentümern abgeklärt, ob sie der vorübergehenden Nutzung ihrer Parzellen für den Modulbau zustimmen würden. Als der Regierungsrat den Kauf des Modulbaus beschloss, waren die beiden Standorte im Röhrliberg in Cham und auf der Zuger Lorzenallmend bereits bekannt.
Im Moment gibt es im Kanton noch genügend Unterkünfte für die Schutzsuchenden aus der Ukraine. Aktuell sind 236 Menschen in Unterkünften im Kloster Menzingen und im Hotel Waldheim in Risch untergebracht, 551 Personen leben bei Gastfamilien. «Das zivile Engagement ist immer noch sehr hoch. Dennoch muss der Kanton Zug die Aufnahme von Schutzsuchenden aus Gastfamilien in kantonalen Unterkünften vorbereiten», sagt Stefan Ziegler, Leiter des kantonalen Sozialamtes. Der Kanton hofft, dass aufgrund der zeitlichen Dringlichkeit es in Cham zu einer einvernehmlichen Lösung kommt und der Rechtsmittelweg nicht beschritten werden muss. «In Bezug auf die Unterbringung der Geflüchteten aus der Ukraine besteht ein dringender Bedarf», betont Ziegler. Obwohl die kantonale Verwaltung keine Prognosen über Kriegsverlauf und Flüchtlinge abgibt, bereitet sie sich auf alle Eventualitäten vor.
Die Mietverträge in Risch und Menzingen laufen zwar noch bis Ende Jahr beziehungsweise bis Sommer/Herbst 2023 und könnten allenfalls verlängert werden. Der Zeitpunkt des Bezugs von geplanten kantonalen Unterkünften wie jene im Nordtrakt des alten Kantonsspitals Zug ist abhängig von der Anzahl der Zuweisungen des Bundes und den genutzten Kapazitäten in den Gastfamilien. Stefan Ziegler geht aufgrund von Simulationen davon aus, dass noch in diesem Sommer die ersten Flüchtlinge ins alte Kantonsspital einziehen werden.
Roger Weill
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